Meine Abenteuer im Land von Mette- Marit vom 1. April des schönen Jahres 2003 bis zum heutigen Tage

 

010403

Bis dato unerwähnt habe ich mir letzte Woche im Mega- Ultra- Sonderangebot Sportschuhe gekauft. Der Preis war auch für österreichische Verhältnisse durchaus angemessen.

Nach dem ersten Mal anziehen hatte ich eine Blase und ich weiß auch bald wieso: Der rechte Schuh ist eine Nummer kleiner. Glücklicherweise finde ich noch die Rechnung und marschiere (allerdings in anderen Schuhen) in den Laden. Das Sonderangebot gibt es nicht mehr, und auch Schuhe in der richtigen Größe sind nicht mehr auffindbar (obwohl es ja theoretisch noch jemand mit genau demselben Problem geben müßte). Ergo dessen (© A. Reidinger) gebe ich die Schuhe zurück und bekomme mein Geld in bar retour. Schade, den die Schuhe waren sehr gut, besonders der linke. Wenigstens habe ich preiswert Geld gewechselt (da ich mit Kreditkarte bezahlt habe).

Elodie besichtigt mein Zimmer, und meint sinngemäß, es sein ein Saustall und wie könne ich nur in so einem Chaos leben. Abgesehen davon, daß es zugegebenermaßen gerade nicht besonders aufgeräumt war, ich weder genug Platz noch Kleiderhaken habe und Chaos physikalisch gesehen ohnehin Ordnung darstellt, sage ich ihr nur „It is about functionality, not aesthetics.“ Denn wie sagte schon der große Karl Wolf: „Ästhetik ist zufällig, Kunst niemals.“

Eine Asiatin zieht in eine der beiden leerstehenden Wohnungen ein, jetzt sind wir wieder 5. Und niemand in diesem Stock ist NorwegerIn.

 

020403

Finale des Norwegischkurses mit einem Examen. Obwohl wir 2 Stunden Zeit haben, gebe ich schon noch 1,5h ab. Mal sehen, als Noten kommen nur bestanden und nicht bestanden in Frage.

Morgen habe ich von 0815 bis 1600 durchgehen Unterricht. Yeah.

 

030403

Obwohl ich eine halbe Stunde verschlafen habe, komme ich noch rechtzeitig zum Unterricht.

Mir fällt auf, daß der Springbrunnen vor dem Nationalteatret, also bei der T- Banenstation, wo wir immer aussteigen am Weg zur Uni, dieses Mal in Betrieb ist. Tutu meint, er sei es schon eine Woche.

050403

Wir gehen Fußballspielen. Dieses Mal nicht über die Uni, sondern einfach ein paar internationale Studierende auf eigene Faust.

In der Nähe des Studierendenheimes ist nämlich eine Sporthochschule. Wir gehen einfach hin und annektieren einen Teil des Fußballfeldes, auf dem wir spielen.

Keiner nimmt Notiz von uns oder wenigstens stören wir niemanden, obwohl es verboten sein soll (und vermutlich auch ist) einfach so den Platz zu benutzen.

Aber wie gesagt, es gibt eine Probleme. Das einzige Mal, als wir angesprochen werden, ist es ein Wiener Elektriker, der fragt, ob er und sein Sohn mitspielen dürfen. Selbstverständlich dürfen sie, und so spielen wir 1,5h zusammen, ohne schlimmere Verletzungen.

Obwohl die Sonne scheint, friere ich ziemlich in meinem kurzen T- Shirt. Andere spielen mit Jacke, Mütze und Handschuhe.

Nach besagtem 1,5h kommt irgendeine Profi- Mannschaft und wir müssen gehen.

060403

Wir gehen ins Munchmuseet. Wie der Name schon sagt, ist es das Museum, daß Edvard Munch (1863 – 1944) gewidmet ist. Der Ausstellungsteil ist nicht sehr groß, aber uns wird gesagt, daß es das Museum mit der größten Anzahl an Stücken eines einzigen Künstlers ist. (mehrere Zehntausend Malereien, Zeichnungen usw.) Liegt wahrscheinlich (auch) daran, daß es das einzige Munch- Museum ist, während es ja zB ungefähr 4 Picasso – Museen gibt (private Sammlungen in beiden Fällen vernachlässigt).

Die Führung macht wieder die nette Kunsthistorikerin, die uns auch schon durch die Nationalgalerie geführt hat. So wie auch in diesem Museum entzieht sich die Beschreibung der expressionistischen Kunstwerke meiner Beschreibungskunst.

Des Abends spiele ich noch mit Johannes eine Partie Warcraft III und wir schauen die Zusammenfassung des F1 Grandprix im norwegischen Fernsehen.

070403 

Nach langem Zittern habe ich heute endlich Gewißheit: Wider Erwarten habe ich den Norwegisch- Kurs erfolgreich bestanden.

Note: Bestanden.

Während des Tages mache ich einen Großeinkauf, habe zum vorletzten Mal EC- Law und spiele erfolgreich mit den (norwegischen) JuristInnen Fußball.

080403

Eine Demo gegen den Irakkrieg wird organisiert. Vermutlich von einer SchülerInnenorganisation, da die TeilnehmerInnen im Schnitt sehr jung sind.

Die Demo scheint schon längere Zeit im Gange zu sein, als Mozart und ich auf sie stoßen. Da wir erkennen, daß sie sich auf die amerikanische Botschaft zu bewegt, beschließen wir, Zaungäste zu werden. (An eine Teilnahme denken wir nicht, denn daß es neben „Gegen den Krieg“ auch undifferenziert „Gegen die USA“ geht, läßt sich schon absehen.)

Vor der amerikanischen Botschaft stehen dann 12- 18 norwegische PolizistInnen (ja, richtig gelesen) um die mehre hundert, wenn nicht tausend Leute umfassende Menge aufzuhalten.

Hätte wohl nirgendwo anders auf der Welt funktioniert, aber hier reicht ein Dutzend Polizei aus.

Die Demo hält und demonstriert.

Als sich das Ganze aufzulösen beginnt, werfen einzelne Steine. Es kommen noch Polizisten auf Pferden hinzu, und auch sonst wird die Polizei verstärkt, der Hügel, auf dem wir stehen wird geräumt, da er nicht nur geeignet ist, alles zu beobachten, sondern auch der Polizei Steine in die Flanken zu werfen.

Einzelne der Steine Werfenden werden verhaftet, die Demo löst sich auf oder wird aufgelöst. Wahrscheinlich beides.

Es wird viel gefilmt, vom Geheimdienst, der Polizei, der USA?

090403

Nach einem netten Koch- und Filmabend mit einem etwas sehr zerstörten Tutu betrachte ich im Internetz ein paar Photos, die die FV im Juridicum aufgenommen hat.

Zum ersten Mal seit ich weg bin habe ich einen Flash Heimweh…
Aber einen sehr kleinen, der nicht lange vorhält.

100403

Wir holen Vala, eine Freundin Tutus vom Flughafen Gardermoon (es gibt 2 in der Nähe Oslos) ab.
Der Flughafen ist ca. 40km von der Stadt entfernt, ist sehr neu, ansehnlich und nicht besonders groß.

 

110403

kommt noch 

 

120403

 kommt noch

 

140403

Tobi (D), Johannes (D), Christoph (D), Manuel (CH) und ich (A) gehen uns ein Fußballspiel ansehen. Es spielt der örtliche Verein namens Lyn (oder so) gegen einen Verein aus einem anderen Teil Norwegens. Es ist die oberste norwegische Liga. Das Stadium ist offizell gefüllt mit 6011 ZuseherInnen. (Es faßt wohl ca. 20 000 bei Vollbelegung).

Das Publikum rekrutiert sich hauptsächlich aus Minderjährigen und ein paar 100 Hardcorefans der Gastmannschaft.

Das Spiel ist ziemlich schlecht, vor allem in Rücksicht auf die (ehemalige?) Qualität der norwegischen Nationalmannschaft. Zugegeben, die österreichische Bundesliga ist auch nicht viel besser, aber unsere internationalen Erfolge sprechen da ja auch eine deutliche Sprache.

Die anderen machen ihrem Unmut lautstark Luft, wir versuchen die Welle zu starten oder sonst irgendwie Stimmung zu erzeugen. Die NorwegerInnen schauen uns verwundert an.

 Das Spiel endet 0:0. Wir hätten uns das schon denken sollen, als sie zu Spielbeginn Texte mit Liedern zur Unterstützung der Heimmanschaft ausgegeben haben. Wir gehen entäuscht.

 Dann beweisen die norwegischen Öffis wieder ihre Qualität und was sie mit unseren 50€ für die monatliche Monatskarte machen.

Die T- Banen fährt nämlich nur mehr halbstündig um die Uhrzeit.

Auch nach einem Fußballmatch wird das nicht geändert.

Zum Glück fahren wir richtig Kringsja, wo niemand hin will, am gegenüberliegenden Bahnsteig aber drängen sich die Leute schlimmer noch als die sprichwörtlichen Sardinen.

 Nachdem wir dann alle ~20 Minuten gewartet haben, kommt eine Bahn, in die sich all die Leute tatsächlich reinquetschen können. Wir warten noch ein bißchen, dann kommt auch unsere Bahn.

 

160403

Stengt på påskeuke (Geschlossen in der Osterwoche)

Das sehen wir an diesem Tag und überhaupt in der ganzen Osterwoche sehr häufig.

Johannes (D), Manuel (Ch) und meine Wenigkeit fahren nach Lillehausen, ähhh Lillehammer.

Lillehammer war, wie vermutlich bekannt, 1994 Olympiastadt. (Oslo war es 1952). Es liegt zwischen 100 und 200km nördlich von Oslo.

In der Frühe fahren wir los. Laut Reiseführer liegt Eiesdolm am Wege, die Wiege der norwegischen Nation. Wir halten dort und stellen fort, daß Eiesdolm ungefähr so ein Kaff ist wie Kromeritz. Am Rande des Ortes gibt es ein Haus, in dem sie die Verfassung ~1814 ausgearbeitet haben (obwohl Norwegen ja damals zu Schweden gehört hat. Historisch ist mir das Ganze nicht klar.) Das Haus ist… Stengt på påskeuke.

Weiter geht es. Nach Einkaufen, Essen udgl halten wir in einem Ort mit einem Eisenbahnmuseum.

Das Eisenbahnmuseum ist… wie ihr schon erraten habt, geschlossen wegen Ostern.

Der Hof ist aber geöffnet und wir sehen ein paar alte Bahnhofshäuschen und Schienen und Kioske udgl.

Hinter dem Eisenbahnmuseum ist der größte Binnensee Norwegens, der auch noch bis Lillehammer reicht. Wir gehen an den Strand und hüpfen mutig auf dem Eis herum, genießen die Landschaft usw.

Wir fahren weiter. Ich verwundere und verunsichere meine Mitreisenden als ich einen Ort namens Nes entdecke und unbedingt das Ortschild photographieren will. Das finden wir zwar nicht, aber ich gebe mich mit einem Hinweisschild zufrieden. Leider muß ich an Manuels Digicam 2mal abdrücken, um ein Photo zu machen, was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wußte. Also keine Digi- Photos von Nes.

Wir fahren weiter und erreichen endlich Lillebergen, ähh hammer. Zunächst besichtigen wir eine der Olympiahallen, die einem umgedrehten Wikingerschiff ähneln soll. Da drinnen findet wohl gerade eine LAN- Party statt, denn Unmengen Autos und Computer tummeln sich davor und rundherum und viele Leute schwirren umher.

Also fahren wir zu einigen anderen Hallen, die schon etwas den Berg hinan sind.

Diese sind …. zwar nicht geschlossen, aber so lächerlich teuer, daß wir nicht überlegen, hineinzugehen.

Mit einer symbolischen Melancholie steht aber eine Uhr dazwischen, die die Zeit bis zur Eröffnung der olympischen Winterspiele 1994 mißt. Die Anzeige ist natürlich schon bald 10 Jahre erloschen.

Der nächste Punkt unserer Reise sind die Skisprungsschanzen, die gleich nebeneinander am Berg stehen. Auf der K 90 Schanze hat Espen Bredesen 1994 die Goldmedaille gewonnen, wie ein Monument dokumentiert.

Der Sessellift den Berg hinan ist … stengt wegen Ostern.

Wäre aber wahrscheinlich ohnehin zu teuer gewesen.

Wir klettern, sportlich wie wir sind, die Stufen hinan, nicht ohne eine System zu entwickeln, wie wir die Stufen zählen. Es sind 876 bis ganz oben.

Von oben haben wir einen schönen Überblick über das ganze Tal, Lilleheim .. hammer, den größten Binnensee uvm. Etwas überrascht entdecken wir viele Überwachungskameras.

Am Weg nach unten gehen wir über eine der beiden Olympiaschanzen und halten ein Nickerchen. Als wir ungefähr in der Mitte der Anlaufspur halten, sehen wir jemand ganz oben. Da wir nicht sicher sind, ob wir die Schanze überhaupt betreten dürfen, gehen wir nun etwas schneller talwärts.

Plötzlich dreht sich Johannes völlig unerwartet um. „Das glaube ich nicht. TOBIIII!!!!“

Überall, wo wir in Norwegen hingehen, wir treffen dauernd Erasmusstudenten aus Detmold.

Nach unserem Zusammentreffen mit Tobi auf der Schanze, der Lilleholm … hammer mit seiner Familie besucht hat, besichtigen wir die Stadt. 

In der Stadt wird der Eindruck, den ich hatte bestätigt: Die ganze Stadt trauert nur dem Glanz von 1994 nach. „Hey, wir waren mal Olympiastadt“. Überall gibt es noch die diversesten Andenken an Lillehammer ’94 zu kaufen. Ich kaufe mir einen Kasachstan- Anstecker zur Unterstützung der kasachischen OlympionikInnen und Postkarten mit dem Bild der Eröffnung der Spiele. (Ich wußte gar nicht, daß sich Kasachstan schon 1994 für Olympia qualifiziert hat.)

Wir verbringen noch einige Zeit im Park und fahren dann heim.

 

170403

Tutu und ich machen mittäglich mal wieder eine Creative- Cooking- Session.

Irgendwann kommt Tutus chinesische Nachbarin herein, und greift in die Tiefkühltruhe.

„Ihh, Krabbenteile“ denke ich, als ich eine große Schere aus einem Loch des Plastiksacklers ragen sehe, das sie dem Kühlgerät entnommen hat.

Doch ich liege falsch, eine ganze Krabbe ist da drinnen, und sie legt sie zum Auftauen hin und geht wieder.

Gerade als wir diskutieren, ob die armen Tiere, da sie ja lebendig tiefgefroren werden mittels Nekromantie wieder erweckt werden könnten, bewegt sich das Tier. Ernsthaft. Die tote Krabbe hat sich bewegt. Zugegeben, lag es nur daran daß durch den Auftauprozeß sich die Gelenke wieder biegen konnten, und sie aufgrund ihrer Lage etwas zusammengesackt ist, aber wir machen trotzdem einen großen Bogen um das (un)tote Tier. 

 

19/200403

Wir (Tutu, Lenny + Claudia die ihn besuchen kommen und ich) machen einen 2 tägigen Ausflug in einen Fjord.

Auf der Karte scheint die Distanz mit 250km durchaus überbrückbar. Hierbei haben wir allerdings vergessen zu berücksichtigen, daß es in Norwegen verpönt ist, gerade Straßen zu bauen (dieser Trend ist wohl durch die Landschaft entstanden.) Weiters ist das Tempolimit auf der gesamten Strecke nicht ein einziges Mal über 80 km/h (außer im Autobahnteil von Oslo).

Am Rückweg blinken uns die entgegen kommenden FahrerInnen plötzlich an oder geben uns Handzeichen. Nachdem ich Blinker, Fernlicht udgl überprüft habe, sehe ich, was der Grund ist: Die Polizei schießt mit Laser- Geräten auf die entgegenkommenden AutofahrerInnen.

Auch wir werden frontal getroffen („Direct Hit, Decks 2-9“) und umgehend von der Polizei rangewunken.

Mit den Worten „Ich habe noch nie einen Strafzettel bekommen“ fahren wir an den Straßenrand (Stimmt übrigens nicht ganz, ich habe mal einen Strafzettel für halblegales Parken im 16. Bezirk bekommen. Aber da hatte ich es eilig, und bei der Parkplatzsituation so nah am Gürtel…).

Der Polizist fragt mich, ob ich norwegische spreche. Ich überlege ob ich „Jeg kann ikke snakke norsk, det er veldig komplisert og jeg prøve ikke“ („Ich kann nicht norwegisch sprechen, das ist sehr schwierig und ich übe nicht“) sagen soll, beschränke mich aber dann doch auf „Nei“ Die Frage nach meinem Englischkönnen beantworte ich wahrheitsgemäß. Als nächstes zeigen wir dem netten und gutaussehenden Polizisten die Wagenpapiere. Wie ich befürchte, will er auch meinen Führerschein sehen. (Wer mich kennt, weiß, daß ich meinen Führerschein in einem Bilderrahmen in meinem Handschuhfach aufzubewahren pflege.) Er schaut zwar etwas überrascht, aber akzeptiert auch das. Auf die Frage, wo wir denn eigentlich herkommen, antworten wir nicht Turkmenistan, sondern Austria.

Daraufhin wird mir erklärt, daß das Tempolimit über Land doch nicht 90km/h, wie ich bis dato glaubte, sondern 80km/h ist. Okay, räume ich ein, da war ich wohl etwas drüber (hey, schließlich ging es da steil bergab).

Naja, ein bißchen vielleicht, meint er, und der Tacho ist sowieso nie genau.

Mit (sinngemäß) „Fahrt weiter umsichtig“ entläßt er uns.

Wir rätseln, warum sie uns aufgehalten haben („Ich wette 50 Nok, daß der aus Tuvalu ist.“ – „100 dagegen, die sind aus Tunesien“) und ob ein österreichischer Polizist so gut Englisch gekonnt hätte.

Am Rückweg geraten wir in einen Stau. Es scheint in Norwegen verpönt zu sein, bei einem Stau beide Spuren zu benutzen. Das finden wir aber erst heraus, nachdem wir auf der zweiten Spur ein Stück vorgefahren sind.
Bis zu diesem Stau haben wir ja gedacht, es gibt in Norwegen auf einem Ort nicht genug Leute (und Autos) um einen Stau zu verursachen, und scheinbar wollen sie uns das Gegenteil beweisen.
Im Stau stehend resp. zäh flüssig dahinfahrend spielen wir eine Partie Uno. Ich gewinne. Bei der nächsten Partie spiele ich nicht mehr mit, da konzentriere ich mich lieber wieder auf das Dahinfließen des Verkehrs.
Nach längerer Zeit und einigen Kilometern kommen wir ans Ende des Staues. Da ist nichts, was den Stau erklären könnte. Gar nichts, nur ein Polizist der gebrauchte Autos anschaut in einem Dorf mit einer Handvoll Häuser.

 

230403

In 3 Wochen sind die Prüfungen und wir lernen alle schon. Ob es fleißig genug ist, wird die Zeit zeigen. Relativ bald fahren wir alle wieder heim.

 

290403

Mittlerweile habe ich auch schon blühende Osterglocken und Märzenbecher gesehen. (Obwohl sowohl Ostern als auch März schon lange vorbei sind.)

Die ELSA- Leute organisieren einen Besuch in einer norwegischen Anwaltskanzlei namens Vogt & Viig, die sich auf Maritime Law spezialisiert hat.

Ich mache den Fehler und esse davor noch zu Mittag, denn wir werden gar fürstlich bewirtet mit Mehlspeisen und lecker Saft.

Dazu gibt es netten Smalltalk und eine Vortrag über Maritime Law, primär darüber wie das halt so ist mit SchiffseigentümerInnen und FrachtführerInnen und Cargo- EigentümerInnen und so weiter. Da ich ja aus einem der (noch) 2 EU- Binnenländern komme, habe ich da eher wenig Vorkenntnisse, kann aber trotzdem folgen, da es sehr grundlegend ist.

Zum Schluß gibt es noch eine Führung durch die Kanzlei. („And there is a lawyer’s office, and there is another one. And over here, one more and ....”). Im Anschluß spendiert uns die Kanzlei noch eine Runde Bier (respektive, wie ich später erfahre, mehrere), aber ich nehme nicht daran teil, da ich mir Karten kaufen gehe für die Weltpremiere von X-Men II – It is time for those, who are different to stand together!

Morgen. Weltpremiere. Mit norwegischen Untertiteln.

Abends gehe ich noch mit Tina (ihres Zeichens deutsche Masterstudentin) in ein Konzert der hiesigen Musikhochschule.

Auf den ältesten erhaltenen Flügeln (die anderen der damaligen Zeit sind alle durchgebrochen oder stehen unspielbar in Museen) und auch auf einem Cembalo wird gespielt. Uns wird, zuerst auf norwegisch, dann aber dankenswerterweise auf englisch erzählt, daß die alten Klaviere sogar ein fünftes Pedal hatten, um eine eingebaute Glocke zu betätigen, die mit Vorliebe bei Stücken, die nach dem Ableben eines berühmten Generals zu dessen Ehren komponiert wurden, zum Einsatz kam.

Die Stücke sind weit gefächert, Teleman, Schubert uvm, mit Horn, Blockflöte und Gesang.

Tina ist erstaunt, wie viele Hornistinnen es in Norwegen gibt.

Die Scheidungsgerüchte um Mette- Marit sind übrigens nicht wahr, sofern der Sprecherin des norwegischen Königshauses getraut werden kann. Ich denke schon, zumindest mehr als der deutschen Klatschpresse.

 

300403

Da die erste, 6stündige Prüfung in etwas mehr als 2 Wochen stattfindet, verbringe ich den Tag größtenteils lernenderweise daheim. LVAs gibt’ schon lange keine mehr.

Am Abend gehe ich, wie angekündigt, in die Weltpremieren- Vorstellung von X Men II. Das Kino ist bis zum letzten Platz gefüllt, dank frühem Handeln haben wir gute, aber nicht die besten Plätze.

An den Film hatte ich sehr hohe Erwartungen, die er gerade noch erfüllen konnte.

 

010503

Die Zeit verfliegt. Schon ist es Mai geworden.

Endlich gehen wir ins Kon- Tiki- Museum. Wir suchen uns gerade diesen Tag aus, da es momentan eine Art Film- Festival dort gibt und heute Kon- Tiki, der oscarprämierte Film über diese Expedition Thor Heyerdahls auf Englisch gezeigt wird.

Der Film ist ungefähr eine Stunde lang und ist der einzige norwegische Film, der je einen Academy Award bekommen hat.

Ich muß zugeben, von den Schwarzweißbildern der Fahrt in relativ schlechter Qualität ist mir am besten in Erinnerung geblieben, wie die 6 köpfige Besatzung der Kon- Tiki verschiedene Fische mit dem Hammer oder mit Kisten totschlägt und wie sie einen Walhai harpunieren.

Sonst wartet das Museum hauptsächlich mit der Kon- Tiki auf. Das Floß in prähistorischer Bauweise ist wohl nach seiner 101 tägigen Fahrt von Südamerika nach Mikronesien dort demontiert worden und im Museum wieder aufgebaut worden.

Auch die Ra II, mit der Thor Heyerdahl mit einer internationalen Crew das den Atlantik von Nordafrika nach Südamerika überquert hat ist im Original zu sehen, die Ra I ist ja gesunken respektive auf See wegen der Verwendung von Stahlseilen auseinandergefallen.

Die Tigris, die Schilfkonstruktion mit der Rotes Meer und Indischer Ozean befahren wurden, gibt es nicht, da sie Heyerdahl nach absolvierter Fahr Ende der 70er Jahre verbrannt hat. Als Protest gegen einen der zahlreichen Kriege in der Region.

 

020503

Mit Häufigkeit sehen wir auf den Straßen schon seit einigen Wochen Jugendliche in blauen oder roten Hosen und Busse die, gewagt bemalt, mit lauter Musik durch die Straßen fahren.

Jemand bringt von uns in Erfahrung daß dies die hiesige Maturatradition ist.

Die Hosen als Erkennungszeichen, die Busse um überall Party zu machen.

Es werden auch Punkte vergeben für gewagte Aktionen in der Öffentlichkeit.

An einem Tag zum Beispiel schwamm der erwähnte Brunnen auf der Hauptstraße im Schaum, als ob jemand eine Packung Waschmittel hineingekippt hätte. Vermutlich gehörte auch das dazu.

 

030503 

Wie am Datum erkenntlich ist es mittlerweile schon Mai. Da mag es wohl verständlich erscheinen, daß ich mir des Morgens, als ich aus dem Fenster blickte und des Schneetreibens gewahr wurde, dachte: „Bleibt eh nichts liegen“. Jetzt, wo es mittlerweile schon fast 1500 ist, liegt schon eine dünne, aber konstante Schneeschicht auf fast allem und der Schnee fällt weiter, jetzt sogar schon in dickeren Flocken.

 

050503

Von dem neulich frischgefallenen Schnee ist zu meinem Bedauern nichts mehr über, alles schon weggetaut.

Dafür gehen wir heute ins norwegische Parlament.

Nur sehr wenig Studierende nehmen an der Führung teil, die wieder von ELSA organisiert wurde.

Wir besichtigen die Räumlichkeiten des Parlaments, sehen auch die beiden Räume in denen die Gesetze beschlossen werden. In einem dürfen wir uns auch auf die Abgeordnetenplätze setzen und laut „Dagegen, treten Sie zurück, Sie sind ja inkompetent“ rufen.

 

100503

Ich besuche mit Elodie (F) Akershus. Das ist die Burg am Hafen, die im Laufe der Jahrhunderte vielen Zwecken gedient hat, von der Festung bis zur Königsresidenz.

Auch heute noch wird sie zur Repräsentationszwecken genutzt. So haben unter anderem auch Mette- Marit und Haakon in den dortigen Räumlichkeiten ihr Hochzeitsmahl abgehalten, mit den gekrönten Häuptern Europas und Familie und Freunden.

Zunächst besichtigen wir das Gebäude auf eigene Faust (ohne Goethe), aber dann schließen wir uns einer Guided Tour an, die eine Norwegerin in historischer Tracht macht. Wir besichtigen den Dungeon, die besagten Festsäle, Grabstätten ehemaliger KönigInnen und ein paar der Festungsgänge. Die Kapelle können wir nicht mehr besichtigen (was ich und Elodie aber schon zuvor gemacht haben), denn in der wird in einer halben Stunde geheiratet. Da das ganze Gelände in irgendeiner Weise Armeegrund ist, können nur Armeeangehörige und Angestellte dort heiraten. Auch unsere Führerin könnte hier heiraten, aber sie hat es nicht so bald vor (außerdem schätze ich, daß es nicht sehr preiswert ist). 

Nachher besichtigen wir noch, unabhängig von diesem Teil, der ja wegen der Hochzeit nicht mehr dem Publikum zugängig ist, die Festungsmauern.

Auf einer nahen Wiese wird eine Art mittelalterlicher Jahrmarkt abgehalten. In historischen Kostümen werden Nägel geschmiedet, Tiere im Ganze gebraten usw. Auch eine Vorführung alter Waffensystem (Schwerter, Lanzen, Dolche) gibt es, inklusive langer Geschichten dazwischen. Die sind aber auf norwegisch, deswegen gehen wir wieder.

 

160503

Die erste von 3 6 stündigen Prüfungen findet heute statt. Angefangen hat das Prüfen schon Mittwoch, aber diese Kurse habe ich nicht belegt (und auch nicht meine unmittelbare Umgebung.)

Das ist auch der Hauptgrund, warum die letzte Zeit wenig Abenteuerliches passiert ist: Alle lernen oder tun so oder grämen sich, daß sie nicht lernen oder langweilen sich, weil alle anderen lernen.

Die Prüfung beginnt um 1000, und endet um 1600. (Na, wer hat es gewußt?).

Anwesend müssen wir aber schon eineinhalb Stunden zuvor sein, zur Bücherkontrolle.

Uns wird ein Platz zugewiesen, an dem wir die Bücher ablegen müssen (und auch sonstige Sachen, wie Essen, Stifte usw), daraufhin dürfen wir uns entfernen, während unsere Bücher kontrolliert werden.

Die Plätze, zu denen wir zugewiesen werden, sind im Lesesaal, es sind so zellenartige Plätze, mit Zwischenwänden und eigener Energiesparlampe. Es wird immer ein Platz freigelassen, und die Erasmusstudierenden werden gleichmäßig im Raum verteilt.

Die Aufsicht hat ein Halbdutzend PensionistInnen (bei nicht mal 20 zu Prüfenden), die aufpassen wie die Luchse (oder andere, besonders aufmerksame Tiere) daß wir uns über 4 Meter Distanz keine Tips zurufen oder sonstwas.

Die Prüfung beginnt, wie schon erwähnt, pünktlich um 1000, und dauert 6 Stunden.

Die Zeit erscheint mir so lange, daß ich knapp davor war, mir was zu zeichnen und es an meinem Platz aufzuhängen, damit er für die Zeit etwas heimeliger wird, aber ich habe mir statt dessen dann nur ein paar Anekdoten ausgedacht (wie diese hier).

Z.B.: Klein- Lawrence- Lessig greift auf die Herdplatte, verbrennt sich und sagt „Damn, es war doch keine Norm, es war Architecture.“ Oder: A kitten is like a white siberian tiger, but not both are threated by extinction and travel around with Siegfried&Roy. Oder: Und Profiling würde Lessig Nike(tm)- Ads ersparen, wenn er im Web surft, mit seinem Opera(tm)- Browser und P3P(tm).

Zugegeben, diese Anekdoten sind nicht witzig, ohne ein bißchen Lawrence Lessig Lex Informatica Hintergrundwissen.

Die 6 Stunden jedenfalls sind gar nicht so viel Zeit, wie ich glaubte. Vor allem, da ich keine Uhr habe. Von den 25 Seiten, die ich geschrieben habe, habe ich auch fast die Hälfte in der letzten Stunde geschrieben.

Naja, bei soviel Zeit lasse ich mir halt auch Zeit. Taktischer Fehler.

25 A4 Seiten hört sich vielleicht arg an, aber es ist schon mal fast ein Drittel Korrekturrand, und dann gibt es noch oben und unten Zeilen mit Informationen, Platz für Seitenzahlen, KandidatInnennummer usw.

Jedenfalls so schreiben wir alle fleißig bis zum Ende der Zeit. Und dann geben wir ab. Jetzt wird es noch mal kompliziert.

Wie schon klar geworden, bekommen wir das Papier. Es ist 3 lagiges Durchschlagspapier, es gibt also jede Seite dreimal. Wir müssen alle beschriften, numerieren, in 3 getrennte Stapel aufteilen, heften, abgegeben usw. Das habe ich auch nur durch Trial&Error beim Abgeben rausgefunden, denn die Erklärungen, die wir bis dato bekommen haben, waren irgendwo zwischen lückenhaft und verwirrend.

Für die Note müssen wir noch bis 18 Juni warten (so heißt’s), bis zur nächsten Prüfung nur bis Dienstag.

Noch ein paar kurze Worte zur Benotung: Die 3 Ausfertigungen gehen an 2 getrennte PrüferInnen, die 3 (schlechteste) behalten wir uns, vermutlich für spätere Berufungen (das Berufungssystem ist in Norwegen auch sehr ausgearbeitet). Diese beiden BenoterInnen benoten dann getrennt voneinander. Geben sie die selbe Note paßt alles, weichen sie ab voneinander, müssen sie gemeinsam entscheiden, weichen sie sehr stark ab, kommt einE dritteR hinzu.

Und zu guter Letzt werden die Arbeiten auch anonym korrigiert, soll heißen es werden keine Namen draufgeschrieben, sondern allen wird eine Nummer zugeteilt. Nach dem Korrigieren werden dann Name und Nummer wieder verbunden.

Als ich endlich meine Blätter richtig getrennt habe, abgegeben habe zusammengepackt usw, sind die ersten der Masterstudierenden schon betrunken. 

Ich checke kurz meine Mailnachrichten, lerne noch etwas für die nächste Prüfung und schaue mit Tutu, Mozart, Lena (D) und Stephie (D) Life of Brian.

 

 170503

Heute ist der norwegische Nationalfeiertag. Wie oben erwähnt, haben sie vor 189 Jahren die Verfassung ausgearbeitet.

Die ELSA Leute organisieren ein Frühstück für uns und dann haben sie noch Karten für die Parade für uns.

 

Ohne lange Umschweife:

Endlich treffe ich Mette- Marit in Person, sie winkt mir auch zu und schenkt mir ein Lächeln.

Nun gut, mir und noch ein paar anderen 1000 Leuten (inkl. Mozart und Tutu) und um ihr Gesichtsausdruck zu sehen mußte ich mir Tutus Feldstecherin ausborgen, die er nur für diesen Zweck mitgenommen hat.

Mette hat auch nicht die ganze Zeit gegrinst, nur wenn wir hingesehen haben, sonst hat es eher abgespannt gewirkt. Tutu meint, sie hat wohl gefeiert, letzte Nacht, vielleicht hat sie auch nur ein 1- Stunden Jetlag vom Flug aus London.

Eine weitere Möglichkeit könnte auch sein, daß diese seltsamen Bänder, die sie auf ihrem ausladenden Hut hatte, doch Antennen waren, mit denen sie von Außerirdischen kontrolliert wird.
Das war natürlich das Ereignis des Semesters, wenn nicht der Hauptgrund, nach Oslo zu fahren.

Natürlich habe ich auch Kronprinz Haakon, Königin Sonja und König Harald den V. gesehen, und auch sie haben mir zugewunken. Da ich weiß, was sich gehört, habe ich auch zurück gewunken (und mich extra für diesen Tag rasiert, obwohl Frank (D) meine Haarschneidemaschine fast ganz kaputt gemacht hat).

(Haakons Schwester, Märthe- Louise darf übrigens nicht vom Palast aus winken, da sie aufgrund ihrer Ehe kein Anrecht auf den Thron mehr hat. Ganz nachvollziehen kann ich das nicht, denn auch Haakon hat ja Mette- Marit geheiratet, die ja auch nur eine Bürgerliche ist (und in Norwegen gibt es sowieso keinen Adel.) Ihr vor kurzem geborenes Kind allerdings hat doch wieder ein Anwartschaftsrecht. Ich bleibe an der Sache dran.)

Sonst sehen wir die Parade, die neben ein paar Militärkapellen aus historischen Gründen nur aus SchülerInnen und deren Begleitpersonen besteht.

Wir sind auf einer Anhöhe direkt vor dem Königspalast, auf dem hauptsächlich TouristInnen sind. Da die Paraden bis 1600 oder noch länger dauern wird, da alle Schulen Oslos vorbeimarschieren, beschließen wir, früher zu gehen.

Neben dem großen Vorteil der Nähe zu Mette- Marit hat dieser Platz den drastischen Nachteil, daß die Paraden um den Platz herummarschieren und wir so deren Weg queren müssen. Das gestaltet sich aber dann auch nicht so schwierig, wir marschieren einfach ein paar Meter mit und gehen dann auf der anderen Seite ab. Am König vorbeimarschieren durften wir leider nicht.

David (USA) erzählt uns, als er sein Collegezeugnis von Bush Senior bekommen hat, der damals schon nicht mehr President war, wurde ihm gesagt, er dürfe keine plötzlichen Bewegungen machen, da ihn sonst die ScharfschützInnen erschießen würden. Hier gibt es überhaupt keine Sicherheitskontrollen, jedeR darf rein, wenig Polizei (und die auf Fahrrädern), David ist begeistert.

Als er hört, daß auf dem königlichen Palast das königliche Banner weht, wenn der König da ist, es aber eingezogen wird, wenn er geht, meint er, er würde dauern rein und raus gehen, wenn er König wäre.

Ich würde ihn nicht wählen.

Sonst gibt es noch zu sagen, daß die NorwegerInnen sehr gehalten waren, kein Lärm, sie schreien nicht, selbst die Hurra- Rufe der königlichen Familie gegenüber waren fast schon reserviert.

Obwohl ich ja gar nicht traditionsbewußt bin, gibt es doch ein paar norwegische Gewohnheiten, die mir zusagen:

Zunächst mal das schon erwähnte Rysfest, bei dem sich die MaturantInnen farbige Hosen anziehen, um sich zu kommunizieren und wochenlang Party machen und coole Aktionen abziehen, zB bei der Parade mit einem Transparent stehen „Sonja er kul, men Harald er Kong“ (Sonja ist cool, aber Harald ist König).

Und dann eben, daß am Nationalfeiertag (fast) nur SchülerInnen und Schulkapellen (die Zukunft der Nation…) marschieren. Das wurde im Zuge der Verfassung damals im 19. Jahrhundert so bestimmt, und ist bis heute so geblieben. (Ich nehme aber an, es hat keinen gesetzlichen Hintergrund.)

Bei uns schieben sie ja die Draken herum, zuckeln mit ein paar altersschwachen Panzern durch die Gegend und lassen 1000e SoldatInnen geloben, mit der Waffe in der Hand den Befehlen der Vorgesetzen pünktlich Folge zu leisten. Und das ist einem ach-so-neutralen, friedlichen Land.

 

210503

Ich schreibe meine letzte Klausur.

Jetzt muß ich nur mehr meine Seminararbeit schreiben. Sonst gibt es eigentlich nichts mehr zu tun.

 

220503

Schon vor ein paar Tagen habe ich mir Franks, dem deutschen Masterstudent und Anwalt, der aber mittlerweile schon wieder heimgefahren ist, Rennrad gekauft, um 100 Nok. Er hat es auf einem Flohmarkt erstanden und neue Schläuche reingetan.

Bis jetzt ist das Wetter eher schlecht gewesen.

Tutu hat sich ein kaputtes Mountainbike schenken lassen, heute gibt er es zur Reparatur. Kostet nicht mal 500 Nok und dauert nur eine Stunde, die wir nützen, eine norwegische Schrebergartensiedlung zu entdecken und darin spazieren zu gehen.

Fahrradfahren können wir aber nicht nur des Wetters wegen nicht, mein Rad hat auch keine Luft und ich habe mir noch immer keine Pumpe besorgen können.

Lena hat einen Elch gesehen, und erzählt allen dauernd davon, mehrmals.

Des Abends sehe ich mir mit Lena und Julia (Als Freundin, die sie besuchen gekommen ist) Bend it like Beckham an. Der Film war zwar lieb, aber im Ganzen doch eher enttäuschend.

 

240503

Songcontest!

Wir sehen ihn uns auf Großbildleinwand im Kringsja Pub an.

Zusammen mit den Polinnen und deren norwegischen Nachbar, Elodie, Julia, Kamal, Tutu, Mozart und seiner Freundin und mein neuer norwegischer Nachbar Magnus (mit dem ich im Laufe des Tages eine Partie Heroes of Might & Magic III gespielt habe).

Am Nebentisch sitzt ein Haufen NorwegerInnen, natürlich betrunken.

Ich hoffe, ihr habt alle den Songcontest gesehen und ich muß darüber nichts schreiben.

Ich fand es jedenfalls toll, die Siegerin war nicht schlecht (obwohl ich ja für die Russinnen die Daumen gedrückt habe) und überhaupt.

Alf Poier oder besser Europa hat mich überrascht. Alfs Bühnenshow war natürlich erstklassig, aber das ihn so viele Leute, quer durch Europa, über alle Sprachgrenzen hinweg verstehen, hätte ich nicht gedacht. Es war die beste Wertung Österreichs, seit ich mir den Songcontest anschaue, und wahrscheinlich seit Udo Jürgens.

 

250503

Wir (Elodie, Al, Julia und meine Entbehrlichkeit) gehen in den botanischen Garten. Das Wetter ist sehr regnerisch, hohe Luftfeuchtigkeit, geringe Temperatur.

Zu betrachten gibt es dort halt Pflanzen aller Art. Von tropisch bis polar, in Glashäusern und entlang eines Bächleins künstlicher Natur.

Auch banales Gemüse gibt es, so zum Beispiel Spargel. Auch interessante Tulpenzüchtungen mit so netten Namen wie Blushing Lady oder Marylin und Rosenarten wie zB Lilly Marleen gibt es zu bestaunen.

 

27-290503

Das große Dejos Abenteuer im Land von Madeleine - Special.

Für alle die es nicht wissen, auch Schweden hat eine parlamentarische Monarchie, und neben Kronprinzessin Victoria, die dereinst Königin werden wird, nachdem Carl Gustaf abgedankt hat oder abgetreten ist, hat das Königspaar noch eine weitere, jüngere Tochter namens Madeleine.

Am Di (270503) spät des nächtens (nämlich so um 0400) fahren wir (Al, Elodie, Lena, Julia und meine Vernachlässigbarkeit) los, Richtung Stockholm, der Hauptstadt Schwedens.

Der Gedanke liegt nahe, daß eine schön ausgebaute Autobahn die beiden Hauptstädte verbindet und wir für die ~550km nur 4-5h brauchen, doch weit, weit gefehlt.

Abgesehen von einigen mehrspurigen km nahe Oslos (wir zahlen ja auch jedesmal Maut) gibt es in Norwegen nur die Art von Weg, die bei uns „Landstraße“ (bestenfalls) genannt werden würde. Dh fast durchgehend einspurig, wie in Norwegen üblich kurvenreich und Tempolimit von 70km/h, manchmal weniger, selten mehr. Schneller fahren wäre aber aufgrund der Straßenführung sowieso nicht anzuraten.

Dafür gibt es keinen Stau an der Grenze, überhaupt wird nicht mal kontrolliert, wohl aufgrund der diversen Abkommen Norwegen – Eu und der skandinavischen Paßunion (oder wie dieses Abkommen auch genau benannt wurde).

Auch in Schweden wird es erst besser, als wir schon Stockholm näherkommen, es gibt manchmal mehrere Spuren in einer Fahrtrichtung und die letzte Stunde dürfen und können wir 100km/h fahren.

Nach über 6h Fahrt erreichen wir also Stockholm. Zunächst suchen wir unser Quartier auf, daß auf einem Campingplatz gelegen ist.

Wir bekommen eine nette Hütte, die ungefähr 2m hoch ist und trotzdem 2 Stockwerke hat. Das obige Stockwerk besteht nur aus einem Matratzenlager für 3 Personen, daß aber so nieder ist, daß nur 2 reinpassen, weswegen ich im Auto schlafe.

 

In den nächsten Tagen besichtigen wir Stockholm.

 

Falls nicht bekannt, ist Stockholm auf 14 Inseln gebaut, was es zu einem der Venedige des Nordens macht.

Durch einen künstlichen Damm haben sie einen Teil des Meeres abgetrennt und nennen es jetzt einen See.

Wie brave TouristInnen machen wir auch eine geführte Bootstour durch Stockholm.

Stockholm hat ca. 2 Mio EinwohnerInnen auf sehr kleinem Raum, was es zu einem der dichtes besiedelten Orte der Welt macht.Generell ist zu sagen, daß Stockholm schön ist, aufgrund der Inseln, Brücken und Dichte aber relativ unübersichtlich, zumindest am Anfang.

Auch ist die Stadt und die BewohnerInnen auf den ersten Eindruck viel europäischer als zB Oslo, die Leute sind wirklich sehr liberal, was sich in der Häufigkeit von sehr ausgeflippten Outfits sichtbar macht.
Dafür ist Stockholm nur marginal billiger als Oslo.

Auch Stockholm hat eine T- Banen, die sehr schnell, sehr neu und sehr leise ist. Auch geben sie ihren Wagons Namen. Ich denke, wir sind einmal in Gustav gefahren.

Es gibt zwar nur 3 Linien (wie in Prag) aber die haben dafür jede ein halbes Dutzend oder so Endstationen. Jedenfalls haben wir endlich rausgefunden was T- Bana/ T- Banen eigentlich heißt: Tunnelbana.

Am Rückweg fangen plötzlich die 3 verbliebenen Insassinnen an zu kreischen.
Ich verreiße, entgegen meiner ersten Intention, das Auto doch nicht, aber mache nach ein paar Metern eine Notbremsung auf einem Parkplatz.
Elche. Alle 3 haben Elche gesehen und noch einem riskanten Wendemanöver auf der Straße fahren wir zurück zum Sichtungspunkt und halten an. Die Elche (ganze 2 an der Zahl) sind auch noch da und betrachten uns kritisch. Aline macht ein Photo mit Blitz und sie entfernen sich rasch. Ich sehe sie gerade noch die letzten Meter zum Wald zurücklegen und Lena, die ihre Kamera gesucht hat und die Elch entdeckt hat, sieht gar nichts mehr von den großen Tieren.

 

Weitere Details über unsere Reise, unsere Unterkunft und Stockholm kommen demnächst.

 

310503 

Wie vermutlich überall in Europa gibt es auch hier in Norwegen eine partielle Sonnenfinsternis zu bestaunen. Stattfinden soll das um ca 0500 des Morgens.

Tutu will mit der letzten T- Banen auf den Hausberg Oslos fahren und dort nächtigen, ich weiß aber nicht, ob er das tatsächlich gemacht hat.

Ich beschränke mich darauf, um 0430 aufzustehen und auf die Wiesen nahe des Studierendenheimes zu pilgern.

Da ich gestern noch im kurzärmeligen T-Shirt (ja, ich weiß, ein Pleonasmus) nicht gefroren habe, ziehe ich mich zu luftig an und muß zurückkehren, um mich wärmer einzukleiden, da das Spektakel ja doch über eine Stunde dauert.

In Ermangelung einer Sonnenfinsternisbrille verwende ich zunächst einen Kamm und ein Filmnegativ (das erste Bild ist ja meist ganz schwarz, damit geht es auch).

Während des Wartens aber komme ich mit ein paar NorwegerInnen und ItalienerInnen ins Gespräch, die mir ihre Spezialbrille borgen und dann sogar ein paar Disketten zerlegen.

Zunächst glaube ich ja noch sie machen das, weil sie der Diskette einfach keine Zukunft mehr geben, aber es der Magnetstreifenring (oder wie auch immer der eigentliche Datenträgerteil der Diskette heißt) ist fast so gut wie besagte Brille und besser als Kamm und Negativ (obwohl mit letzterem die Sonne weniger verdeckt erscheint.) Ich würde ja einen Tipp für das nächste derartige Ereignis aussprechen, aber wahrscheinlich gibt es dann keine Disketten mehr und mit DVDs geht’s nicht.

So stehen wir also da, und blicken abwechselnd mit Brille, Negativ und kaputten Disketten in die große, runde und teilweise verdeckte Lebenspenderin.

Es kommen noch andere internationale Studierende dazu, die nur mit normalen Sonnebrillen und Negativ- Photos ausgerüstet sind und sich entsprechend dankbar erweisen als wir ihnen unsere Ausrüstung zur Verfügung stellen.

In Finnland (und auch da vermutlich nur im Norden) solle der Mond ja genau vor der Sonne gewesen sein, eine sogenannte Ringfinsternis also (und doch keine totale), aber hier bei Oslo müssen wir uns mit ca. 70% Verdeckung zufrieden geben.

Nachdem die Sonne wieder fast vollständig sichtbar ist, machen wir uns auf, ich für meinen Teil um weiter zu schlafen.

Im Laufe des Tages versuche ich mal wieder meinen Sessel zu reparieren, das Ergebnis ist bescheiden, aber ich schneide mich schön in den Finger, was beim Tippen sich als wenig hilfreich erweist.

 

03-080603

Zu Mittag gehen wir mit unserem Data Protection Kurs in das norwegische Data Protection Inspectorate.

Die Leute dort und der Chef selbst erzählen uns über ihre Arbeit, über die norwegische Datenschutzpraxis uvm

Daneben gibt’s Obst, das norwegische Schengen- Umsetzungsgesetz udgl. Wohl nur für juristische DatenschützerInnen wirklich interessant.

Der Chef war übrigens 12 Jahre lang hauptberuflich Politiker, was auch in seiner Art zu sprechen rüberkommt.

Knapp danach setzen wir uns ins Auto und fahren nach Bergen.

Wir sind diesmal Tutu, Susi (bei der wir (Tutu, Al und ich) in Hamburg genächtigt haben), Mozart, seine Freundin Suzana (ja, ich weiß, es ist verwirrend mit all den Namen) und ich).

Wir fahren nach Bergen hört sich an, als ob wir 3, 4 Stunden fahren und dann halt dort sind. Doch weit gefehlt.
Wenn schon Oslo und Stockholm keine gehörige Straßenverbindung haben, so werden doch die beiden größten Städte Norwegens halbwegs vernünftig verbunden sein. Schließlich geht da auch eine sogenannte Europastraße durch.
Leider wird in Norwegen jeder bessere Feldweg gleich Europastraße, und um irgendwohin zu gelangen, gibt es meist eh nur eine Möglichkeit und bestenfalls eine zweite, unbefahrbare, die 200km länger ist. (Abgesehen davon ist selbst der Gürtel teilweise Europastraße. Das hätte uns schon zu denken geben sollen.)

So fahren wir also viele Stunden lang durch die malerische, aber unwegsame Natur Norwegens.
Wieder fahren wir über die schneebedeckten Hochebenen, die auch jetzt noch voller Schnee sind, wenngleich weniger als noch zu Ostern. Wälder, kleine Berge, Seen (keine Fjorde, da wir durch das Landesinnere fahren), Ansammlungen von 2, 3 Häusern bilden die Szenerie.

Nahe an Mitternacht kommen wir schon zur anderen Seite Norwegens und müssen mit einer Fähre übersetzen. Das bedeutet aber noch nicht, daß wir das auch können, denn die Fähre fährt nicht mehr.

Also schlagen wir gleich neben der Anlegestelle unsere Zelte auf und legen uns schlafen. (Wortwörtlich).

Die erhofften Walsichtungen sind zwar ausgeblieben (obwohl die Bundestrainerin Delphine gesehen hat, die sich wohl im Golfstrom verirrt hatten), aber wenigstens habe ich ein paar mal Elche gesehen (Fragt sich, ob die Elche davon erzählen, daß sie mich gesehen haben. Wohl eher nicht.)

 

In Bergen waren wir im Akvariet. Wie der Name schon nahelegt ist das ein Aquarium, betrieben vom Meeresforschungsinsitut.

Wir haben uns zwar im Vorhinein geeinigt, daß wir gegen Zoos sind, aber reingegangen sind wir trotzdem, und wir hatten auch unseren Spaß dort.

Ich habe ein paar nette Robben gesehen, Pinguine und natürlich jede Menge kaltblütige MeeresbewohnerInnen.
Besonders beeindruckend (wenngleich vermutlich sehr wenig tierlieb) war der Nordseestreichelzoo. Wahrscheinlich eher für jüngere BesucherInnen gedacht, konnten Mozart und ich es nicht lassen, Schollen (oder Flundern) zu streicheln, Seesterne und Schwämme anzufassen und vieles mehr.

Auch sonst gab es jede Menge spannender Fische, aller Farben, Größen usw. Und ein paar Echsen und Amphibien gab es auch, hätte ich jetzt fast vergessen.
Ich hab auch beim Stofftiersonderangebot im Giftshop zugeschlagen, obwohl ich mich ja sonst von sowas fernhalte. Aber die Verkäuferin hat mir was über Thor erzählt, das war auch spannend, mal mehr über nordische Mythologie zu erfahren, als es in den Marvelcomics steht.

 

In Stavanger haben wir unter anderem das touristische Pflichtprogramm des Preikestolen erfüllt. Das ist ein Plateau in einem der schönsten Fjorde Norwegens, an dessen Rand es ~600m senkrecht bergab geht. Nach 2 Stunden Wanderung steil bergauf durch den Regen haben wir es dann auch erreicht, es ist etwas aufgerissen und wir hatten einen schönen Blick auf den Fjord. Ich habe auch meine Höhenangst überwinden und bin an den Rand des Felsens gerobbt und habe einen Blick in die Tiefe riskiert. Sehr arg.

Am Rückweg waren wir dann noch an der Südküste am Sandstrand schwimmen. An der Südküste Schwimmen hört sich bei 30°C Lufttemperatur wohl sehr angenehm an, aber es war so kühl, daß ich eine (wenngleich dünne) Jacke tragen mußte. Trotzdem haben wir uns mutig in die Wellen gestürzt.

 

190603

Die Bonusrunde liegt in den letzten Zügen, viele Leute sind schon heimgefahren, Tutu hat dauernd Besuch und die Noten sind bekanntgegeben worden.

Zwar habe ich noch nicht nachgesehen, aber zuverlässigen Berichten zu Folge habe ich 2 B und ein C bekommen, wobei ich mich über letzteres äußerst gräme.

Den Nachmittag verbringe ich mit dem Üblichen, und damit, Frankenstein am Sognsvann fertig zu lesen. Keine Angst, es folgt keine ausführliche Buchbesprechung, obwohl ich es sehr empfehlen kann.

Es ist etwas windig, sonst aber sonnig. Ich setze mich auf einen Stein am Rande des Sees, der dank des schönen Wetters und eventuell auch wegen des späten Nachmittags sehr dicht bevölkert ist.

Am Rückweg gehe ich die Strecke zurück, die wir sonst immer auf Langlaufskiern zurückgelegt haben. Ich habe es schwer, die ehemalige Loipe zu erkennen, denn da alles grünt und blüht und kein Schnee mehr liegt, ist es nicht so offensichtlich, wo wir vor ein paar Monaten noch entlang geglitten sind. Nach kurzem Suchen finde ich die Strecke aber doch, dank der Beleuchtung, die auch jetzt noch da ist, wenngleich abgedreht. Sieht jetzt total anders aus.

 

260603

Nach einer unglaublich ärgerlichen Irrfahrt mit den Oslo- Öffentlichen, die nur durch deren Unfähigkeit zustande kommt, setze ich mich zum zweiten Mal für längere Zeit unter die skandinavische Sonne (als ob es eine andere wäre als daheim) und hole mir diesmal einen leichten Sonnenstich.

 

290603

Al und Manuel sind schon lange weg und ich bewohne schon seit mehr als einer Woche den Stock nur mehr mit Frank, der mein direkter Nachbar ist.
Von den anderen sind auch nur mehr die Bundestrainerin, Kamal und Christoph, die beide Masterarbeit schreiben, da.
Alle anderen von Johannes "Rudi" über Anti, Tati, Claire bis Risi+ Lesi sind schon weg.

Auch wir (Mozart und ich) machen uns morgen auf und sitzen jetzt schon auf gepackten Koffern.
Wie erwähnt werden uns Tutu und Kamal bis in die Niederlande begleiten, ab da geht es dann über Belgien, Luxembourg, Deutschland, Frankreich alleine heimwärts weiter.

Damit enden wohl meine Abenteuer im Lande Mette- Marits.
Sie wird mir fehlen.

 

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