Meine Abenteuer im Land von Mette- Marit

Vom Anfang bis Ende März

 

28 – 30 0103

Reisende soll man nicht aufhalten.

Beginn der größten Bonusrunde meines bisherigen Lebens. Danke an Odin, der mir dies vor Augen geführt hat.

 

Die Idee mit dem Auto zu fahren finde ich trotz meiner Abneigung gegen diese Art der Fortbewegung gut. Man sieht mehr von der Welt, ich brauche mich nicht mit meiner Flugangst auseinanderzusetzen, man ist flexibler und nicht zuletzt ist es auch wesentlich billiger, abgesehen von der Fahrt mit der Fähre, die ein Erlebnis für sich ist.

Das einzige was der Autofahrt wirklich abgeht ist der Moment des Aufbruchs: Wenn der Zug losfährt, wenn das Flugzeug abhebt, wenn das Schiff ablegt, es gibt keinen so eindeutigen Moment, an dem man ‚weg’ ist.

Erst als wir uns in Tyskland (Norw: Deutschland) verfahren haben, dämmerte es mir langsam, daß wir ‚weg’ sind.

 

Spontan entscheiden wir, einen Tag länger in Hamburch zu bleiben.

Wir haben einen Heidenspaß in hanseatische Bäckereien zu gehen und zu sagen: „Servus, 2 Semmeln, Topfenschnitten und 1 Golatsche in einem Sackerl bitte.“

Die Architektur Hamburchs ist beeindruckend, schwer zu beschreiben und, wie ich höre, ohne Gleichen.

Auch der Hafen ist imponierend: Schiffe, die so riesig sind, daß sie 100 Container an Bord haben, von denen jeder einzelne größer ist, als meine Wohnung. Und damit meine ich nicht mein Studierendenzimmer in Oslo (sprich Uslu).

 

Die Fahrt durch Dänemark in der darauffolgenden Nacht nach nicht einmal 2 ganzen Stunden Schlafes ist die Probe aufs Exempel: Schneefahrbahn, Seitenwind, Nebel, Regen, vereiste Frontscheibe in Kombination mit defekter Scheibenwischanlage, geisteskranke LKW- Fahrer (wie schon oft zuvor am Weg). Um das ganze wirklich prekär zu machen kommt ein knapper Zeitplan, bedingt durch den frühen Aufbruchtermin der Fähre sowie ein (selten ausnutzbares) Tempolimit von 110 km pro h dazu.

 

Im Rahmen des Weges schaffe ich es auch, einen neuen Rekord im Verfahren aufzustellen: Verfahren am Weg in die Pfeilgasse, am Weg zu Al, am Weg zu Tutu, am Weg zur Autobahn, am Weg nach Hamburch, in Hamburch, am Weg nach Hilstad (von wo die Fähre losfuhr) und zuletzt eine einstündige Irrfahrt durch die norwegische Hauptstadt.

310103

Volo dormire ergo sum

 

Mein Heimplatz spottet jeder Beschreibung: Aus Platzmangel, so scheint’s haben die Verantwortlichen einfach auf den Parkplatz zwei kasernenartige, zweistöckige Baracken aus Preßspannplatten hingeknallt (und ich verwende dieses Wort als archetektonischen Fachausdruck).
Wenigstens besteht nicht die Möglichkeit, daß ich einmal verschlafe, weil egal welcher meineR StockerwerkskollegInnen einen Wecker stellt, ich kann sicher sein daß er mich mit-aufweckt. Oder die Schritte am Gang, die Gespräche in der Küche. Als mich der Wolfgang begrüßen gekommen ist, habe ich auch gemerkt, daß er da ist, als ich seine Stimme aus Als Zimmer herüber gehört habe. Durch die geschlossene Tür.

 

010203

Die Schneemassen, die sich überall anhäufen sind beeindruckend. Ich kann mich noch erinnern, als ich jung war (was auch schon sehr lange her ist) gab es auch bei uns manchmal so viel Schnee, daß man von „verschneit“ sprechen konnte ohne zu übertreiben oder eine Anspielung zu  machen.

Hier benutzt man Traktoren um diesen Schnee wegzuschaufeln, Traktoren die ungefähr doppelt so groß sind wie die, die in der Gegend des Weinviertels fahren, wo ich (und auch mein Mitreisender Wolfgang) aufgewachsen bin. Gelegentlich sieht man solche Geräte in Dokus oder Filmen über den Teil der USA, wo Landwirtschaft im gigantischen Stil betrieben wird.

Warum auch immer, komme ich selbst hier nicht zur Ruhe. Dauernd ist was zu tun, einkaufen, kochen, Uni gehen, lernen, sich mit den anderen treffen, irgendwo anstellen, aufräumen (als „Begrüßung“ werden Al und ich gleich mal als Putzkolonne eingeteilt), abwaschen, meine Erlebnisse niederschreiben und/oder ins Internetz stellen usw usf.

Und ich hatte Angst, mir würde langweilig werden und habe mir einen dicken Stapel Bücher mitgenommen. Außer ein paar Seiten Urfaust habe ich noch nicht gelesen.


Die Studierendenheime von einem der höchsten aus gesehen. In der rechten der beiden Holzzubauten wohnen ich und Al (und noch ein paar andere).

 

020203

Aber auch in anderer Hinsicht mache ich Gebrauch vom Heimleben, diese Nacht sitze ich bis 5 Uhr morgens in der Heimküche mit den anderen, höre und erzähle derartige Geschichten und koche.

Wie mir schon vor meiner Ankunft erzählt wurde, haben die Zimmer keine Vorhänge. Bei der Kürze des Sonnentages im Winter ist das zwar kein Problem, aber bei der Bauweise der Gebäude wird nachvollziehbar, wieso das eine Stockwerkskollegin als „Big Brother Show“ bezeichnet.

Als mir dann eine der Wienerinnen, als ich das erste mal mit ihr rede sagt: „Ahja, dich hab ich eh schon durch das Fenster gesehen“ besorge auch ich mir Vorhänge. Ich miete sie aber nicht von der Rezeption um 300 Kr im Monat, sondern schnorre sie Al ab, die mehr hatte, als sie braucht.

Ein Einheimischer erzählt einer anderen Wienerin, die Baracken in denen wir wohnen, wurden anläßlich der Olympischen Winterspiele ’94 in Lillehammer erbaut, um die Journalisten unterzubringen. Kein Kommentar.

Stellt sich aber noch zusätzlich die Frage, wieso die Internet und Telephonverbindungen, die die JournalistInnen sicherlich gebraucht haben, einfach gekappt wurden.

Eine chinesische Austauschstudentin bestätigt uns, daß für sie alle europäischen Männer gleich aussehen.
 

030203

Zum ersten Mal seit meiner Anwesenheit im Land des Walfangs taut es. Es taut. Plusgrade. Ich vergesse Haube und Handschuhe, aber bei heißen 2° Plus (!) macht mir das gar nichts aus. Die Straßen werden spiegelglatt, oder man geht knöcheltief im Schneematsch (das ist nicht übertrieben). Ich freue mich schon auf morgen, wenn nach einer Nacht, in der die Quecksilbersäule sich wieder weit unterhalb der 0 einfinden wird, die Straßen zum Eislaufplatz werden.

Trotzdem (oder gerade deshalb, wie allgemein bekannt bin ich ja keine Meteorologin) schneit es munter weiter, Schneeberge, deren Ausmaß meine Körpergröße übersteigt türmen sich beidseitig der Straße, des Platzes vor der Uni usw. Mein Auto finde ich auch nur mehr deshalb, weil ich mir gemerkt habe, wo ich es geparkt habe (und an dem zweiten Schneehaufen drauf, der von der Gepäckbox herrührt).

Und ganz langsam fängt der Alltag an, sich auf leisen Sohlen einzuschleichen.

 

050203 

Der Alltag dräut zwar schon vom Horizont her, ist aber noch nicht wirklich da. Dafür habe ich mich schon eingelebt.

Apropos Horizont: Bestaunenswert ist auch die Sonne. Da ich noch nie vor halb 9 das Bett verlassen habe, kann ich nicht beurteilen wie sie aufgeht, aber bis mittag sieht es so aus, als ob sie gerade erst aufgegangen wäre. Ab mittag sieht es so aus, als ob sie gerade untergeht und um halb 4 ist sie schon weg. Das wird auch der Grund sein, warum grundsätzlich alle Behörden, Ämter, Büros udgl um 1500 schließen: Kaum ist die Sonne weg, werden alle depressiv und bewegungsunfähig. Da es in der Mensa aber erst frühestens um 1300 Essen gibt, standen wir schon wiederholt vor verschlossenen Türen. Wiederholt vor den selben verschlossenen Türen.

 

Ein Austauschstudent aus Ghana führt uns vor Augen, wie wenig wir über Afrika wissen. Das einzige was ich über Ghana weiß, ist das es irgendwo in Afrika liegt, und zwar nicht ganz im Norden oder Süden. Und dabei war ich in einer allgemeinbildenden höheren Schule.

 

Von Greenpeace lernen wir, daß die Minkwale, die die Norweger freudig abschlachten, gar nicht der traditionellen norwegischen Ernährung dienen, wie die Walfanglobby behauptet. Walfang gibt es in Norwegen erst seit den 1930ern und überhaupt gibt es kaum einen Inlandsmarkt für Walfleisch. Eigentlich wenig überraschend werden die Walprodukte nach Japan verkauft und schon mit japanischer Schrift beschrieben hier abgepackt.

Als wir die Greenpeace- Site von Norwegen (die übrigens nur eine Subsite von Greenpeace- Sweden ist) öffnen, rechnen wir jeden Moment damit, daß die norwegische Polizei das Heimzimmer stürmt und uns des Landes verweist. Bis jetzt ist es noch nicht dazu gekommen, es scheint so, als hätten wir unsere Spuren ausreichend verwischt indem wir uns über einen kubanischen FBI- Server eingeloggt haben.


Die Universität, oder genauer gesagt ein Teil der Jus- Fakultät.

 

060203

„Das ist keine Dusche, das ist eine Lotterie“

Ich weiß zwar nicht von wem dieser Sager ist, und ich zweifle auch, daß er ihm/ihr unter dieser Dusche eingefallen ist, trotzdem trifft er hier zu.

(Richard sagt, der Ausspruch stammt von Alfred Dorfer in „Indien“.)

Die meiste Zeit beim Duschen muß darauf verwendet werden, die Wassertemperatur so zu adjustieren, daß bei den häufigen, unerwarteten Temperaturschwankungen nach oben oder unten keine besonders unangenehme Temperatur entstehen kann. Das Duschen selbst geht dann eher schnell vor sich. „Schnell, schnell, bevor’s wieder zu heiß/kalt wird.“

Es gibt übrigens 2 Duschen für den Halbstock, in dem momentan 6 Leute wohnen. Zu meiner Freude ist sie aber in eine „Girls’ shower“ und eine zweite geteilt, was bei 2 männlichen Stockbewohnern (inklusive meiner selbst) noch nicht zu Schlangen bei der Körperpflege geführt hat.

 

070203

In diesem Land, wo selbst Strafe gezahlt werden muß, wenn man sein Zimmer nicht aufräumt, gibt es keine Strafen, wenn man bei Rot die Straße überquert. Ein norwegischer Jusstudent erzählt mir, es ist so, weil die Autos immer stehenbleiben müssen zugunsten der FußgängerInnen. Deswegen laufen die NorwegerInnen auch ziemlich ungeniert auf die Straße.

 

Es schneit schon wieder (oder noch immer, die kurzen Unterbrechungen zählen nicht). Jetzt liegt so eine nette Schneeschicht auf dem Eis, so daß man nicht erkennen kann, wo man hinsteigt. Ich hatte zwar gehofft, mein Austauschssemester sturzfrei zu überstehen, aber als letzter unserer Gruppe stürze auch ich. Murphy’s Law: Ich falle genau auf meine Laptoptasche. Gott mägen abhiten, alles was ist noch Glick: Ich benutze meine Laptoptasche aber zum Transport von Büchern. Auch mein Sturz ist nicht so schlimm, ich tue mir nicht sehr weh und auch die Einheimischen stürzen regelmäßig bei diesen Witterungsverhältnissen.

Wir werden auf dem Unigelände eingesperrt und müssen über das Tor klettern.

Bis jetzt hatte ich ein Sofa in meinem Zimmer. Auch daheim habe ich auf einem Sofa geschlafen, und hatte heimlich gehofft, jetzt endlich mal in einem Bett schlafen zu können. Zu allem Überdruß war dieses Sofa auch noch extrem schmal, so daß die Hälfte des Leintuchs auf den Boden gehangen ist und entsprechend schmutzig geworden ist. Aber heute hat der Caretaker mein Sofa entfernt und mir ein Bett gebracht. Ich freue mich schon aufs Schlafengehen. (Sicher bekomme ich von der Matratze Rückenschmerzen.)

 

Eigentlich wollte ich ja jetzt von einem klassischen Konzert mit Mozart, Bartok und Sibelius schreiben, aber als wir nach selbigen zu einer Party der Social Science Studierenden gehen, steht dort eine Reihe Macs, auf die alle zustürmen um ihre Emails zu checken. Auch ich bin keine Ausnahme und so lese ich, daß in meiner Wohnung in Wien eingebrochen worden ist, die Feuerwehr neue Türschlosser eingebaut hat und der Baki, der in meiner Abwesenheit die Wohnung benutzt, deswegen mit der Polizei streiten mußte.

Und dabei habe ich ihm noch gesagt, als ich ihm den Schlüssel gelassen habe: „Im Haus ist schon oft eingebrochen worden, aber bei mir war noch nie etwas.“

Gestern noch erzähle ich Tutu und Wolfgang, daß Baki und Richard eine Vollmacht haben, falls was passieren sollte. Die können sie jetzt auch gleich benutzen.

Da fahre ich mal ein paar Monate weg, und schon wird eingebrochen.

Der Baki weiß natürlich nicht, wo die einzelnen Bücher gestanden sind und wo welche Münze in meines Großvaters Münzsammlung sein soll. Die Versicherung macht sicher auch Probleme. Aber wer weiß, wann ich davon erfahren hätte, wenn die Wohnung leergestanden wäre.

Wenigstens wird mir so nicht langweilig und ich habe etwas, das ich erzählen kann.
 

090203

Der Einbruch in meine Wohnung scheint glimpflich verlaufen zu sein. Soweit ich es telephonisch beurteilen konnte, ist wirklich nichts weggekommen und die Polizei hat sich auch die Schuhe abgeputzt und keinen Dreck reingetragen. Das einzig unerfreuliche wird die Rechnung von der Feuerwehr sein, welche sie für die neuen Schlösser stellen wird. Ich habe ja überlegt, sie wegen Besitzstörung auf Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes zu klagen, aber Al meinte, die Vorgehensweise ist durch obrigkeitsrechtliche Anordnungen geschützt. Außerdem wäre es irgendwie gar nicht nett.

Ein Polizist, der äußerst gut mit juristischen Inhalten vertraut zu sein scheint, meint, Bakis Vollmacht (und damit auch die Richards) ist nichtig obwohl mein ZPO- Kodex, mein juristisches Wissen (das allerdings sehr fein gesiebt ist) und Al etwas anderes sagen.

Im Land der Zucker- Besteuerung (deswegen ist Cola hier auch so teuer) taut es derweil schon den zweiten Tag hintereinander. Der Schneematsch ist grausig, und mein Auto ist schon wieder unter dem Schneehaufen aufgetaucht. Ich bedauere ja, daß ich es noch nicht photographiert habe.

Gestern hat es stäbchenförmigen Schnee geschneibt.

Das Tauwetter macht mich nicht sehr glücklich. Abgesehen davon, daß ich Kopfweh habe, was aber seit der Abfahrt in Wien mit nur kurzen Unterbrechungen der Fall ist, ist es einfach nicht lustig, wenn man sich an Oslo im Tiefschnee gewöhnt hat, dauernd im Schneematsch zu waten.

Obwohl ich ja nichts dagegen hätte, mich in Sandalen und Hawaiihemd am Strand bräunen zu lassen.

Wir gehen zum Burgerking. Abgesehen davon daß wir uns trotz Fastfood ziemlich lange anstellen müssen, sind umgerechnet ~8,5 € für einen kleinen Burger, ein paar Fritten und ein (zuckerbesteuertes) Cola schon etwas happig, aber nicht sättigend. Ich verzichte natürlich.

Der Höhepunkt des ausgehenden Wochenendes war aber der Besuch in der Nationalgallerie. Viele interessante Bilder (und auch einige Skulpturen) von norwegischen KünstlerInnen, sowie auch einige internationale, inklusive Picasso, Cezanne ua lassen sich zwar nicht beschreiben, waren aber sehr inspirierend.

Langsam geht mir das Gewand aus und ich muß daran denken, daß ich auch hier für das Waschen extra zahlen (und natürlich eigenes Waschpulver mitbringen) muß. In dem Zusammenhang ist es mir auch ein Bedürfnis zu erwähnen, daß ich falsch gepackt habe: In Erwartung eines Landes wo es draußen friert und drinnen kühl ist, habe ich (zuwenige) warme Pullover, Unterwäsche, Socken usw. mitgenommen. Tatsächlich aber ist es draußen kalt und drinnen (zu) gut geheizt, was dazu führt, daß ich zwar draußen nicht friere aber ironischerweise mir innen bald zu warm wird.


110203

"Weil Skifahren ist das leiwandste, das was man sich nur vorstellen kann..."

Ohne jetzt über des Vorstellungsvermögen dieses Austropoppers urteilen zu wollen, den wirklichen Spaß hatten wohl nur die, die uns beobachteten.

Nachdem wir  4 Mal hintereinander bei dem Hallenwart waren, der meine Aussage „JedeR NorwegerIn spricht besser englisch als ich jemals norwegisch lernen werde“ Lügen gestraft hat, haben wir, nach Intervention des hiesigen ELSA (European Law Students Association, die uns hier betreuen) Chefs endlich Langlaufskier bekommen.

Wir schmeißen uns natürlich noch am selben Abend auf die Piste, die beflutleuchtet ist. Eigentlich heißt das Ding mit den beiden vereisten Spuren ja Loipe.

Aber wir, ein Österreicher, ein Bochumer und eine Französin, die alle 3 noch nie auf Langlaufskiern gestanden sind, nehmen das nicht so genau.

In dem Glauben, eine kurze Runde um den See zu laufen folgen wir mutig den Flutlichtern. Nach langer Zeit fragen wir jemanden, wo wir da eigentlich hinfahren.

„Still 4 or 5 more hours, definitely too much for you.” Wir sind beleidigt und überlegen, ob wir ihm folgen sollen und die ganze Runde drehen, nur um uns das nicht gefallen zu lassen. Im Endeffekt sind wir noch zum 60. Breitengrad nördlicher Breite gekommen (oder Längengrad?) und haben an unserem ersten Skitag ca. 10 km in ungefähr 2,5h zurückgelegt.

Die wichtigste norwegische Phrase scheint zu sein: Enskyld, snakker du anglesk? (Entschuldigung, sprichst du englisch? Wie schon erwähnt, wird nicht einmal der König (mehr) gesiezt.)

 

120203

Die ganzen JuristInnen gehen heute mit dem ELSA Chef langlaufen.
“The national sport of Norway. Some say, we are born with the skis.“ – “Would be difficult for the mothers.”

Ich bin verblüfft, als er mir zeigt, daß es für die Skier so ein Wachs gibt, daß man aufträgt, um besser (richtig?) fahren zu können.

Wir fahren gleich noch mal zum 60° und noch weiter, diesmal sind wir sogar wesentlich schneller als am Tag davor.

Im Rahmen eines Seminars über die rechtliche Einordnung von Electronic Agents fragt mich ein Nigerianer, wie Österreich sei. Die Beantwortung fällt mir schwer, schließlich ist Österreich für mich (erschreckenderweise) ganz normal und damit einfach nur trivial. Ich behelfe mir mit Vergleichen zu Norwegen und Deutschland.

Da ich die Ski für 250 NOK für die ganze Saison gemietet habe, beschließe ich, noch öfter Langlaufen zu gehen. Obwohl ich doch, um der Wahrheit die Ehre zu geben, eingestehen muß, daß mir Alpinski mehr zusagt.

Mittlerweile habe ich auch meine erste Monatsmiete bekommen. Zu meiner Überraschung muß ich erst ab dem 7. und nicht den 1. Januar zahlen, ich zahle auch nur 2006 NOK pro Monat, die meisten anderen zahlen zwischen 2300 und 2500 NOK, die deutsche Masterstudentin, die mit ihrer kleinen Tochter da ist zahlt sogar über 5000 NOK.

Warum mein Zimmer billiger ist, siehe oben. Ich bin mittlerweile draufgekommen, warum die Temperatur in der Dusche und überhaupt so schwankt: Es liegt gar nicht daran, daß das Wasser die Wärme nicht hält, die Wassermenge ist einfach total inkonstant und starken Schwankungen unterworfen, hängt vielleicht mit dem Druck zusammen. Aber das ist eine Frage für den Caretaker, der übrigens so gut Englisch spricht wie der schon erwähnte Hallenwart.

 

130203

Rückblickend muß ich sagen, daß ich eigentlich gar keinen Kulturschock hatte (außer den Preisen. Und die schocken sogar die KollegInnen aus der Schweiz).

Es ist ja nicht so, daß sich die Leute zur Begrüßung bespucken oder glauben, externe Ziplaufwerke sind ein Werk des Teufels (apropos, ich hab heute Urfaust ausgelesen).

Die NorwegerInnen sind, wie schon öfters erwähnt, freundlich aber nicht sehr kontaktfreudig von sich aus (zumindest die letzte Eigenschaft teile ich, wie ja bekannt, mit ihnen).
Ans Wetter habe ich mich auch schon gewöhnt, wenn ich die 100m von meinem Haus zu Tutu gehe, ziehe ich mir auch keinen Mantel an.

Während die anderen Ferien haben, endete heute mein erster Intensivblock Europarecht. Jetzt habe ich nur mehr 2 Kurse pro Woche, aber ab nächster Woche will ich auch noch Fußball spielen und fechten gehen.

Ende Februar fängt der Sprachkurs an.

 

140203

No sports. Winston Churchill wurde ~90 Jahre alt.

Am Morgen bin ich mit Tutu Crosscountryskiing gegangen, und zwar in der ursprünglichen Bedeutung: Quer durch den Wald, über Forststraßen und Baumstämme, über Gräben usw. Wir entdeckten auch interessante Tierspuren von Yetis, Bären und Elchen. (Wahrscheinlich waren es aber nur Menschen, Hunde und die hiesigen Reharten.)

Am Nachmittag war ich dann zum ersten Mal beim örtlichen Fechtverein. Es war einfach toll, ich mußte zum ersten Mal erklären, daß es in Österreich keine Känguruhs gibt (na ja, im Zoo gibt es ja eigentlich schon welche), aber es war ein akustisches Mißverständnis, keine Bildungslücke. Ich habe dann auch ein paar schöne blaue Flecken und Schürfwunden davongetragen.

 

160203

Entgegen der Warnung von anderen gehen wir am Sonntag Langlaufen:

Die Loipe ist voller kleiner Kinder, die wohl gerade mal gehen können und deren Wortschatz sich bei den näheren Angehörigen und elementaren Bedürfnissen des Daseins erschöpft (>>Mama, Durst<<). Ich will hier nicht den Eindruck erwecken, daß jene Kinder selbst langlaufen, sie tun dies natürlich mit ihren Eltern, manche sind auch nicht sehr davon begeistert, wie gewisse, international verständliche Unmutsäußerungen zeigen. Die Kinder, die noch nicht laufen können werden meist am Rücken mitgenommen. Oder in einer Mischung aus Kinderwagen, Rodel und Skibox, die hinten in der Loipe nachgezogen wird.

Um dem hohen Verkehrsaufkommen zu entgehen, fahren wir direkt über den (zugefrorenen) See. Es ist nicht klar zu erkennen, wo der See anfängt, und wo er aufhört. Mittendrin ist plötzlich eine Erhebung, die sich nach kurzem Nachdenken als Steg entpuppt, der einfach so zugefroren und –geschneit ist, daß er ein Teil der Loipe geworden ist.

Das alles ist zwar sehr schön, im Hinblick auf das Naturerlebnis und die Bewegungsfreiheit, als ich aber mit meinem Stock plötzlich ins (Eis-)Wasser stoße, sinkt meine Begeisterung etwas und ich kann mich einer gewissen Erleichterung nicht erwehren, als ich dann wieder „an Land“ bin.

 

170203

Heute war ich zum ersten Mal Wäsche waschen. Im Grund nicht mal eine Erwähnung wert:

Nachdem ich quer über das riesige Heimgelände mit meiner Schmutzwäsche bei Eis und Schnee marschiert bin, habe ich meine Wasch- Chipkarte benutzt um in das Haus hineinzukommen. Dann noch mal, um den Waschraum zu betreten. Und noch einmal, um die Waschmaschine in Betrieb zu nehmen. Ich hatte auch eigenes Waschpulver mit, und die Kosten werden ja mit der Monatsrechnung abgebucht. Wäscheständer mußte ich keinen mieten, da habe ich einen stockwerkseigenen borgen können.

Im Heimkino war Goldmember. Ich mag Austin Powers: „You have to be brilliant to be that stupid“.

Schon bei Hafeneinfahrt mit der Fähre haben wir die prächtig beleuchtete Sprungschanze namens Holmenkollen gesehen. An diesem Tag beschließen wir (Tutu und meine Wenigstkeit) uns dorthin zu begeben. Nach ca. 45min Fahrt mit 2 verschiedenen T- Banenlinien kommen wir am Holmenkollen an. Bei der Gelegenheit können wir auch mit der neuen Garnitur der T- Banen fahren, die Sitze in 3 Reihen angeordnet, ähnlich wie ein Flugzeug, hat und auch sonst eher futuristisch anmutet. Gebaut 1995 von der AEG. (Die Standardwagons sind übrigens Mitte der 60er ebenfalls von AEG gebaut.)

Dankenswerterweise steht auf den Stationen die Seehöhe angeschrieben. Damit kann ich auch die mir oft gestellt Frage beantworten, wie hoch denn nur Oslo liegt: Es erstreckt sich vom Hafen bis weit über 200m Seehöhe.

Beeindruckt stehen wir vor der Olympia- und Weltcupschanze. Da ich mich nie besonders für Skispringen/fliegen interessiert habe, wir mir erst jetzt klar, welchen Höhenunterschied die SpringerInnen springen. Die Leute sind wirklich tollkühn und haben sicher eine hohe Lebensversicherung abgeschlossen.

Einen Teil der Schanze können wir besteigen, obwohl es verboten zu sein scheint.

Direkt vom Schanzentisch (falls dieser Teil wirklich so genannt wird) haben wir einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt und den Fjord (der laut den Einheimischen einer der weniger spektakulären ist). Wie geplant können wir den Sonnenuntergang beobachten, obgleich es schon ziemlich kalt wird. Gerade als die Sonne endgültig in einem Meer von Salzwasser und Farben untergegangen ist, sehen wir, daß der Mond soeben auf der anderen Seite, hinter einem Berg, sich anschickt aufzugehen. Gebannt folgen wir auch diesem Naturschauspiel vor großartiger Kulisse, wiewohl wir schon sehr durchgefroren sind.

Zufrieden und unterkühlt kommen wir spät abends heim.

 

“One thing was swedish: The prices.” hat mein Vater mal über den Ikea gesagt. Ohne jetzt länger darüber zu philosophieren, zu wem er das wohl gesagt haben müßte, daß er sich der englischen Sprache zu bedienen für nötig befand. Die Schwedin, die bei uns im Stock wohnt und jedes Wochenende heimfährt, erzählt nämlich, daß sie immer in Schweden einkauft, weil sogar dort alles die Hälfte von den hiesigen Preisen kostet.

Bei Gelegenheit fahren wir auch mal nach Schweden, das Land beäugen und den Kombi volltanken und –laden.


Die Holmenkollensprungschanze.


Dieses Bild gibt nur eine Idee davon, wie tief es wirklich hinunter geht.

 

180203

 

Wir müssen etwas nach Hause faxen. Al fragt nicht irgendwen, sondern gleich den Institutsvorstand des NRCCL, ob es wohl möglich wäre, weil er gerade in der Nähe des Sekretärsplatz ist. Wie schon erwähnt, sind die NorwegerInnen da ja eher locker, und er erklärt uns auch freundlich, wie das Fax funktioniert.

Der Welser (Anm. f. NichtjuristInnen: gefürchteter Insitutsvorstand am Wiener Bürgerliches Recht- Institut) wäre sicher nicht so nett gewesen, außerdem hätte er es einem seiner Assistenten übertragen, und der hätte sich dann nicht ausgekannt.

 

190203

 

Da ich, wie oben erwähnt, den Sonnenaufgang noch nicht mitverfolgen konnte, gehe ich mit Al und Tutu in der Morgenfrühe langlaufen. Soll heißen, wir mußten um 7 aufstehen. (Im Vergleich zum gemütlichen Aufstehen um 5 und Arbeitsbeginn knapp vor 6 zu Postzeiten ist das ja gar nichts.) Nach langwierigen astronomischen Untersuchungen bestimmen wir den Sonnenaufgang in Oslo an diesem Tag um exakt 0745 (mittels Internet).

Und so machen wir uns auf, durch den Tann, den die aufgehende Sonne in ein Meer von verschiedensten Rottönen taucht, während sie sich selbst einen Weg über die Berge am Horizont bahnt. Ja, ich weiß, Rosegger hätte dieses beeindruckende Naturschauspiel besser beschrieben. Vielleicht werden wenigstens die Photos etwas.

Nachdem wir mal wieder einen anderen, aber noch dünner zugefrorenen See überquert haben („Meine Lebensversicherung rät mir von so was ab“), setzen wir uns hin, um der Sonne bei ihrem letzten Stück Weges zuzusehen.

Tutu sagt etwas wie: „Das ist noch das echte Naturerlebnis. Keine Menschenseele außer uns weit und breit.“ Genau in diesem Moment kommt ein einzelner Langläufer ums Baumeck. Tutu sagt daraufhin ungefähr: „Na klar, wenn ich das sage, kommt einer. Sonst sehen wir sicher niemanden mehr.“ Nur kurz danach kommt der nächste Langläufer, und die Piste erwacht, langsam aber doch zu sportlichem Leben. (Diese Szene wurde nicht dramatisiert!)

Ich und Tutu schreiben jetzt übrigens auch tatsächlich, definitiv und mit OK unseres Professors, dem wir unsere Semester im Land von Mette- Marit verdanken, eine Seminararbeit. Je 25 Seiten, englische Sprache, Thema Filesharing and Immaterial Property.

 


Sonnenaufgang

200203

 

Tobi und ein paar andere Erasmusstudierende gehen einen Tag nach uns während des Sonnenaufgangs langlaufen und sehen prompt 2 Elche. (Angeblich soll die Griechin ausgerufen haben „Ahh, a horse“ aber das ist wohl nur ein Witz.)

  

210203

Obwohl andere beim Sport immer besser werden, bin ich mittlerweile nur mehr Kanonenfutter beim Fechten.

Während also die anderen nach meiner ersten Teilnahme wohl noch diskutierten „Who did beat the freaky Austrian?“ haben sie heute wohl nur mehr gefragt „Who did not beat the freaky Austrian?“

Trotz dekorativ blutender Wunde an der Schulter (zugegeben, nur ein Kratzer, aber bei der Schutzkleidung, welche beim Fechten getragen wird, heißt das schon was) gehe ich um 9 Uhr abends noch mal Langlaufen. Wir machen über 10km auf der Strecke, welche durch Flutlichter erhellt wird. Gerade als die Flutlichter abgedreht werden (11 Uhr) sind wir zurück.

Ich freue mich schon auf den Muskelkater, den ich mindestens das ganze Wochenende über haben werde.

In anderem Zusammenhang ist mir klar geworden, warum die NorwegerInnen im Ganzen grundsätzlich sehr sportlich sind und warum auch, zB. ihre Fußballnationalmannschaft viel besser ist als unsere. Ich habe öfter den Eindruck, sie machen Sport nicht, um sich daran zu erfreuen, sondern um darin gut (oder besser?) zu sein (und sich daran zu erfreuen).

In anderem Zusammenhang ist mir klar geworden, warum die NorwegerInnen im Ganzen grundsätzlich sehr sportlich sind und warum auch, zB. ihre Fußballnationalmannschaft viel besser ist als unsere. Ich habe öfter den Eindruck, sie machen Sport nicht, um sich daran zu erfreuen, sondern um darin gut (oder besser?) zu sein (und sich daran zu erfreuen).

 

Direkt beim Heim ist ein Spar, den gibt es auch hier. Entgegen des vielversprechenden Namens ist das aber ungefähr der teuerste Supermarkt hier. Abgesehen von den Preisen sind die Supermärkte hier auch berüchtigt dafür, daß sie überhaupt keine Auswahl haben. Selbst die großen Supermärkte im Zentrum von Oslo haben ein Warensortiment, daß von jedem mittleren Billa in Tulln oder Hollabrunn auch erreicht wird. Was weiters auffällt, ist die Tatsache, daß primär norwegische Produkte angeboten werden. Eine plausible Begründung, die ich dazu höre, beruft sich auf den Umstand, daß ein großer Teil der norwegischen Industrie im Staatsbesitz ist oder war oder wenigstens heftig subventioniert und durch Gesetze oder Außenhandelsverordnungen unterstützt wird.

 

2201203

Wir machen eine typisch österreichische Spezialität: Palatschinken. Weil in meine Wohnung eingebrochen wurde, beschließe ich als Ausgleich ein wenig brandzustiften und entfache deswegen auf der Herdplatte mit Hilfe des Öls ein kleines Lagerfeuer. Trotzdem werden die Palatschinken gut (wenn auch nicht ganz hauchdünn). In einem Anfall von Creativ- Cooking machen wir aus den Palatschinken durch hinzufügen von Gemüse, Gewürzen und Creme fraiche Crepe- Gemüsefüllung- Tacos, die auch sehr gut und sättigend sind.

 

Im Stockwerk, in dem Wolfgang und Tutu wohnen, wo wir auch diesmal gekocht haben, wohnt auch eine Familie, die kleine Kinder hat und heute sogar noch ein weiters zu Gast. Sie machen uns ihre Aufwartung während wir essen und trotz Tutus Norwegisch- Talente können wir uns mit Händen und Füßen verständigen. Sie wollen etwas von unserem Essen kosten und sind trotz Zwiebel halbwegs damit zufrieden. Allerdings halten sie uns jetzt wohl für ziemlich dämlich da wir uns überhaupt nicht ausdrücken können.

Tutu meint, so Kinder sind schon unterhaltend, 10 Minuten, aber nicht 18 Jahre lang, aber es ist halt unser genetischer Auftrag. Wir überlegen, ob wir dann im Kreissaal „Mission complete“ sagen sollten…

 

2302003

Ein Sudanese, der hier ein Postgraduate in Menschenrechten macht, erzählt uns, daß die hiesigen Blutbanken keine Blutspenden von Personen aus Asien und Afrika akzeptieren. Hm.

Im Fernsehen sehr wir auf Discovery 2 Dokumentationen über den Irak. Auch nicht sehr aufbauend.

 

250203

Die T-Banen brennt, oder die Station. Was genau, läßt sich auch noch stundenlanger Stilllegung des Betriebes von mir nicht eruieren. Bei uns heißt es ja auch immer „wegen eines schadhaften Zuges“. Ich gehe jedenfalls ein ordentlich Stück zu Fuß und begutachte auch noch den königlichen Palast aus der Nähe, der von ein paar Wachen mit großen Gewehren bewacht wird, die, wie es scheint, hier stundenlang in der Kälte strammstehen, um die königliche Familie zu bewachen (wobei ich nicht weiß, ob die überhaupt darin wohnen). Bei Gelegenheit muß ich ein paar Photos machen.

 

 

260203

Des morgens gehen wir ins Friedensnobelpreisinstitut, in dem entschieden wird, wer den Friedensnobelpreis bekommt. Alfred Nobel, obwohl selbst geborener Schwede, tatsächlich aber so was wie ein echter Europäer, entschied, daß ein Kommitte, gewählt vom norwegischen  Parlament über den Friedensnobelpreis entscheidet. Wir hören einen ausführlichen Vortrag von der Bibliothekarin, die schon dort gearbeitet hat, lange bevor Ai den Preis verliehen bekommen hat (1977).

 

270203

Zum zweiten Mal kaufe ich mir eine Monatskarte für die hiesigen öffentlichen Verkehrsmittel, Kostenpunkt ungefähr eine Semesterkarte in Wien. Dafür gilt sie ab dem Tag, wo ich sie stempele, (also von zB 3.1. bis 3.2.) Durch den kurzen Februar wird es noch teurer im Verhältnis.

Weil ich schon so im Kaufrausch bin, besuche ich auch gleich ein norwegisches Einkaufszentrum, tief im Herzen von Oslo. Es ist sehr eng dort drinnen, alles auf wenig Platz zusammengepfercht, Geschäfte wie potentielle KäuferInnen. Da ich schon in eine Konsumeuphorie verfallen bin, kaufe ich mir auch gleich noch Wachs für die Langlaufskier. Wieder zeigt sich mir, daß in Norwegen Kreditkartenzahlungen nur gegen Vorlage einer ID akzeptiert werden. (Deswegen sind auf norwegischen Karten auch immer Photos drauf.)

Zuletzt fällt noch ein Buch für die Uni meinem Kaufrausch zum Opfer.

Abends ist zum ersten Mal (nachdem das Semester schon 6 Wochen andauert und wir schon ca. 4 Wochen da sind) der Norwegisch-Kurs. Obwohl der Herr Lehrer zu Beginn klarstellt, daß er kein Wort Englisch, Deutsch, Französisch usw sprechen wird, muß er diese Aussage nach ein paar „What?“ – „I don’t understand a single word he’s saying“ – „I thougt this is a beginners’ class, not a crashcourse.“ – „Am I in the right room?“ relativieren.

Ich fühle mich wieder wie in der Volksschule mit Sätzen wie „Wie heißt du? Ich komme aus Österreich. Ich esse einen Kuchen.“ Hausaufgaben gibt’s natürlich auch.

Ab jetzt 3 mal die Woche.
 

Des nächtens ist eine große Party in einem Studierendenheim. Wie uns schon lange klar geworden, geht es den NorwegerInnen bei solchen Anlässen nur darum, sich total niederzusaufen und zu Musik, die noch schlechter ist als auf den Juridicums- Festen zu tanzen, sofern sie noch stehen können.

Der Höhepunkt des Abends ist deswegen auch, als uns Kamal, der Sudanese von den praktischen Nachteilen der Polygamie (im nördlichen Teil des Sudans gilt die Scharia) erzählt.

 

280203

Schon länger planen wir einen Ausflug in die EU, genauer gesagt nach Schweden.

Am Weg dorthin wird mir klar, daß unsere vielen Irrfahrten doch nicht an mir, sondern an den Personen liegen, die versichert haben, „ich schau mir den Weg an“ und die mir dann den Weg (oder besser gesagt, irgendeine Richtung, die ihnen gerade einfällt) ansagen.

Obwohl zunächst die Parole ausgegeben wurde, wir fahren nur eine halbe Stunde, brauchen wir für die ungefähr 150 km (btw, ursprünglich war die Rede von 70- 80 km) über verwinkelte, schmale Landstraßen mit Tempolimits zwischen 50 und 100 km pro Stunde deutlich über 2½ Stunden.

Endlich angekommen, erkunden wir das Einkaufszentrum. Trotz intensiven Nachfragens können wir nichts Interessanteres außer der Shopping Mall in der näheren Umgebung eruieren. Mangels richtiger Hifi- Läden udgl können wir auch keinen Drucker oder Lampe kaufen, nur die Lebensmittelmärkte sind sehr groß, haben reiche Auswahl und sind tatsächlich billig, nicht nur für skandinavische Verhältnisse. Nach dem Tanken (welches zum Ausgleich nicht viel billiger war) und Einkaufen fahren wir wieder heim, diesmal mit nicht ganz so vielen Umwegen dafür mit mehr Nebel (und keinem Tageslicht mehr).

Abgesehen von ein paar netten Anordnungen von Bäumen, Felsen und Wasser gab es überhaupt nichts zu sehen, was auch nur im Ansatz etwas interessant gewesen wäre.

 

010303

Wir (Al, ich und Elodie, die auch bei den ersten Langlaufversuchen dabei war) fahren auf eine Halbinsel, die zu Oslo gehört und eine bedeutsame Anzahl an Museen beheimatet. Es hat ungefähr -8°C, der Himmel ist bewölkt, und so beschließen wir, eines dieser Museen zu besuchen anstatt einen Spaziergang zu machen. Unsere Wahl fällt auf das Frammuseet. Es beinhaltet die „Fram“ (norw: Antrieb, Vorwärtsstreben) eine norwegische, dreimastige Spezialkonstruktion, die zur Erforschung der nördlichsten resp. südlichsten Polarregionen am Nord- und Südpol zu Beginn des letzten (20.) Jahrhunderts. Viele, mehrsprachige Tafeln erzählen die Geschichte des Schiffes, das unter anderem von Amundsen zur Erstbereisung des Südpols verwendet wurde, typisch norwegisch werden aber nicht alle Textfelder übersetzt, sonder nur manche, was für uns ein paar Lücken offenläßt. Wir zahlen 15 Nok Studierendenpreis um die Fram und ein paar Bilder zu sehen. Das Schiff kann auch betreten werden, ein interessantes Gefühl, auf den selben Brettern zu stehen auf denen vor hundert Jahren Pioniere der Glaziologie standen und jahrelang jeden Tag bei bis zu – 90° C in eine unabsehbare Eislandschaft hinausstarrten (die Wortfolge ewiges Eis wurde in diesem Zusammenhang aber dankenswerter Weise nicht inflationär gebraucht, wie bei einem solchen Musem zu erwarten gewesen wäre). Jedenfalls wird im Museum, daß im Grunde nur eine große Halle ist, nicht geheizt, damit sich die Fram wie zu Hause fühlen kann. Nachträglich bereuen wir, an diesem Tag nicht ins Kon Tiki Museum gegangen zu sein, daß sich mit dem Pazifik auseinandersetzt, gleich gegenüber ist und gut beheizt wird.

050303

Obwohl ich versuche, nach dem Fechten, dem Fußballspielen udgl zu duschen, also nach Möglichkeit außer Haus, stelle ich heute fest, daß es in unserer unbeschreiblichen Stockwerksdusche neuerdings zieht.

Die letzten Tage hat es geschneit. So wie es sich gehört ist jetzt alles unter einer Schneeschicht verborgen.

Im Norwegischkurs haben wir jetzt einen neuen Lehrer. Über „Ich wohne in Oslo“ sind wir aber trotzdem noch nicht hinausgekommen.

060303

„Die Wahrheit nämlich ist den Menschen zumutbar“ (I. Bachmann)

Kurzfristig zieht auch die Norwegerin aus, die bei uns im Stock wohnt.

Damit sind wir nur mehr zu viert im Stock, in dem sonst, wenn voll belegt, 8 Personen, Klo, Dusche, Bad und Abstellraum teilen.

Schon vor einiger Zeit ist Wolfgang zur österreichischen Botschaft gegangen und hat (sinngemäß, erhebt nicht den Anspruch auf 100%ige Authentizität)  gesagt: „Da bin ich. Ihr werdet von unseren Steuergelder finanziert. Was macht ihr hier so?“ Das hat ihm (und uns) eine Einladung zum „Literarischen Salon“ eingebracht, wo einige Male pro Jahr österreichische Literatur gelesen wird.
Heute war es so weit, obwohl wir uns kurzfristig (am späten Nachmittag) angemeldet haben, bekommen wir noch Sitzplätze. Die sind zwar, bedingt durch den geringen Platz im Hauptraum der Botschaft, welcher zum Theatersaal umfunktioniert wurde, auf der Treppe, aber wir haben trotzdem (oder eher gerade deswegen) freie Sicht und hören gut.

Geboten wird eine Lesung von Texten Ingeborg Bachmanns, die darauf in orientalischen Ausdruckstanz umgesetzt wurde.

Davor gibt der norwegische Germanistik- Professor, der die Veranstaltungen initiiert hat, eine kurze Einführung in das Leben und Werk Ingeborg Bachmanns um unsere Lücken aufzufüllen. Leider auf norwegisch.

Wie schon bei der Beschreibung der überwältigenden norwegischen Natur und der Schilderung unseres Besuchs der Nationalgalerie fehlt mir auch hier wieder die rhetorische Brillanz, um euch die Eindrücke des Abends umfassend zu vermitteln. Seid aber versichert, Wolfgang und ich waren zu Recht begeistert.

Auch der weitere Verlauf ist einnehmend: Wir plaudern mit dem Wirtschaftsgesandten, einem deutschen Ehepaar, das in Norwegen lebt und arbeitet und früher in der Politik war, mit der Direktorin der deutschen Schule in Norwegen, mit dem Mann der vortragenden Künstlerin (der evangelische Religion und Mathematik in München unterrichtet) und ebenso mit dem Botschafter. Jener hat, nicht sehr überraschend ebenfalls Rechtswissenschaften studiert, und war etwas überraschender auch sehr aktives Mitglied der damaligen ÖH. Gesprächsthemen sind dementsprechend die ÖH, die Uni, das Jusstudium in Oslo und Wien, aber natürlich auch Norwegens Land und Leute, die Kultur, die Politik und so weiter. Wir wurden auch zur nächsten derartigen Veranstaltung eingeladen, die im Mai stattfinden wird und sich mit Franzobel beschäftigen wird. Wir haben eigentlich schon zugesagt.

070303

Schon zu Mitte der Woche habe ich ein Paket meiner Eltern erhalten, welches nebst einem Halbjahresvorrat Schokolade auch meines Vaters Langlaufanzug beinhaltet hat. Heute endlich kann ich ihn standesgemäß einweihen.

Da ich wie ein Profi aussehe, lasse ich mich auch gleich in voller Montur photographieren.

Trotz dem Eindruck, den ich vermittle, haut es mit der Wahl des Skiwachses nicht ganz hin, obwohl unserer Wachs laut seiner Selbstbeschreibung sich genau für diese Witterungsverhältnisse eignet, rutschen wir nur herum, anstatt den Grip zu haben, der von Profis erwartet wird.

Davon lassen wir (Tutu und ich) uns aber nicht abhalten, und wir erkunden eine neue, verträumte Strecke, die, nach dem Schneefall der letzten Tage noch nicht durchgehen gespurt ist, unter Starkstromleitungen entlang läuft und nicht so holprig ist wie meine Satzkonstrukte. Durch die Probleme mit dem Equipment können wir zwar keine Geschwindigkeitsrekorde aufstellen, aber wir geraten in eine Gruppe norwegischer Kinder, die wir alle überholen. Und es waren nicht diese 11, 12 Jährigen Anfänger die uns zu Beginn immer davon gefahren sind, sondern schon so 14, 15 Jährige. Ha!

 Jetzt haben wir es uns verdient, bei der International Coffee Hour uns den Wanst mit Keksen vollzuschlagen.

Diese Veranstaltung, die ich bis jetzt zu beschreiben vernachlässigt habe, findet jeden Freitag in einem Gebäude der SiO (das ist die Studierendenorganisation, die die Heime, Sportstätten uva Studierendeneinrichtungen betreut) statt. Wie der Name sagt, gibt es Kaffee, die internationalen Studierenden kommen hin und es gibt Kekse. Tee gibt es auch, und es dauert länger als eine Stunde (nämlich 2).

Schon nach ein paar Mal wissen wir, in wessen Nähe wir uns aufhalten sollen, denn manche verlangen konsequenter (oder schamloser) nach mehr Keksen als andere. Es soll einzelne geben, die den Tag über fasten, damit sie möglichst viele Gratiskekse verspeisen können.

 

080303

 

Des abends gehe ich wieder einmal mit Lena, einer deutschen Juristin, die schon seit September hier ist, langlaufen. In den letzten Tagen hat es abwechselnd geschneit, geregnet, getaut und gefroren, außerdem war ein Biathlonrennen oder so was am Nachmittag und die Strecke ist sehr zerfahren. Ideale Vorzeichen also. Als Wachs schlägt Lena, die wir übrigens die Bundestrainerin nennen, etwas namens Klester vor. Das macht seinem Namen alle Ehre. Nach dem wir eine ¾ Stunde unterwegs sind, klebt der Schnee an unseren Skier, da sich die Schneeverhältnisse weiter draußen ändern und damit nicht mehr für dieses Klebwachs geeignet sind. Wir beschließen umzukehren.

Genau am Scheitelpunkt jedoch beschließt meine Bindung am rechten Ski aus Protest gegen die österreichische Bundesregierung zu brechen. Ich stehe nur mehr locker im rechten Ski und sehe mich vor eine neue Herausforderung gestellt, so eine Abfahrt zu meistern. Zu meiner eigenen Überraschung geht das sogar, aber als es dann wieder eben wird, fahre ich auf einem Ski weiter. Die Norweger, denen wir begegnen schauen erwartungsgemäß. Lena, die eigentlich schon norwegisch kann, sagt etwas, was, wie sie glaubt „Bindung kaputt“ heißt. Die Norweger schauen noch verdutzter.

Einige Bergabstücke schaffe ich auch auf einem Ski, aber bei einem dieser Stücke, schon gegen Ende als ich langsam aber sicher müde werde, verliere ich auch noch den anderen Ski. Das für sich allein genommen ist noch kein Problem, ich laufe einfach weiter. Der Ski fährt alleine weiter, auf eine Kurve zu. Ich rufe ihm zwar zu, er hört aber nicht und verabschiedet sich in die Botanik. Ich, nicht ganz faul, hinterher, komme aber zu Sturz, da die Schneeverhältnisse jenseits der Loipe im Schatten liegen und ich den Boden unter der halbmeterdicken Schneeschicht, die neben der Piste weich ist, nicht erraten kann. Nichtsdestotrotz finde ich den Ski wieder und weiter geht es einbeinig.

Unterwegs überholt uns ein Norweger, ich empfehle Lena, ihn mit dem anderen Ski KO zu schlagen, damit ich seine Fortbewegungsmittel annektieren kann, Lena lehnt ab, da er eine andere Bindung hat. Ich wende ein, mein Schuhband ist gerade aufgegangen, dann kann ich gleich seine Schuhe auch übernehmen, aber da ist er schon an uns vorbeigeglüht.

Ich komme erschöpft heim, Lena hatte ihren Spaß und sie versichert mir auch, daß sie nur mit mir gelacht hat.

 

 

090303

Holmenkollen- Sunday!!!

 

Der Holmenkollen ist ein Teil Oslos, auf dem die weltbekannte Skischanze steht. Ich muß die Höhenangabe weiter oben berichtigen, er liegt über 240 m hoch.

Zunächst muß ich noch sagen, daß Sigurd Pettersen, momentan ungefähr Nr 10 der Weltrangliste im Skispringen im Haus gegenüber wohnt. Er ist zwar nie zuhause, aber er ist dort gemeldet und sein Briefkasten ist gleich neben meinem.

 

Wir (fast alle internationalen Studierenden) fahren also heute dorthin, um den weltbesten SkispringerInnen beim Springen zuzusehen. Dank ELSA- Oslo haben wir alle Freikarten und trotzdem recht gute Plätze. Wie schon zuvor empfohlen, sind wir alle dick eingepackt, mit 2 paar Socken udgl und mit Proviant eingedeckt. Vor Ort kaufen wir uns Kunststoffsitzmatten, damit wir nicht direkt im Schnee sitzen müssen. Es gibt welche um 30 NOK, um 10 NOK und welche, für die Name, Adresse und norwegische Mobilenummer angegeben werden müssen. Ich nehme die um 10.

Da das Areal sowohl zum Skispringen als auch zum Langlaufen geeignet ist, sehen wir zuerst die nordischen Kombinierer springen, dann Langlaufen. Es gewinnt Ronni Ackermann („Ronni, mach mir ein Kind!“ O- Ton Christian, deutscher Masterstudent; „Rudi, Rudiii!“ O- Ton Johannes, deutscher Erasmusstudent) vor Felix Gottwald. Ronni darf dann nach der Siegerehrung mit dem König und der Königin in der königlichen Loge sprechen; Tutu fragt den Wachsoldat, der einige Sekunden zuvor noch vor der königlichen Familie salutiert hat, was uns am meisten interessiert: „Is Mette- Marit here?“. Leider ist sie immer noch in London.

Am Weg zurück sehen wir den wohl genialsten Volvo: Ein 7- türiger, 3 reihiger V40. Nur die Farbe ist nicht kongenial, so ein grausiges grüngrau. Wolfgang macht glücklicherweise ein paar Photos davon, zur Erheiterung der beiden Fahrer- Leibwächter. Sonst hätte ich das Fahrzeug photographieren müssen, aber so habe ich mich nur für Abzüge anmelden müssen.

Ein äußerst bedeutsames Detail habe ich bis jetzt verschwiegen: Damit meine ich nicht die unfaßbaren Mengen norwegischer Fahnen, auch nicht die vielen betrunkenen Fans, sondern den Nebel, der so dicht ist, daß wir von der Mitte der Auslaufstrecke die SpringerInnen nicht wirklich gut sehen. Je nach (wechselnder) Nebeldichte sehen wir die SportlerInnen nur landen oder überhaupt nur mehr auf den Skiern bremsen. Einmal, so glaube ich, konnte ich jedoch sogar kurz den Schanzentisch sehen. Die 10 Damen- Weltcupspringerinnen gehen sehr im Nebel unter (es sehen ihnen auch nur die näheren Angehörigen, ich und ein paar gelangweilte NorwegerInnen zu), erst als der Herrenbewerb anfängt, füllt sich die Arena und ich kann ausmachen, daß auf der anderen Seite der Bahn eine große Anzeigetafel ist, auf der wir vorübergehend lesen können, wer als nächster springt und wie weit er springt.

Für den ersten Durchgang der besten 50 qualifiziert sich leider keiner der 3 kasachischen Springer, auch die Koreaner schaffen es nicht, sich in der Qualifikation am Vortag einen Startplatz im eigentlichen Hauptbewerb zu sichern. Trotzdem springen Sportler mit so klingenden Namen wie Kazujoshi „K- Punkt“ Funaki („Er ist sorgsam frisiert, er ist fromm und gepflegt“ Christoph&Lollo, österreichische Popstars), Primoz Peterka, Sigurd Pettersen („Bring Milch mit“, „Ich brauch mal deinen Staubsauger“ O- Ton Dejo, österreichischer Erasmusstudent), Janne Ahonen, Sven Hannawald („Nimm mich!“ Tina, deutsche Masterstudentin, die auch Sven quer über ihre Stirn geschrieben hat), Jakub Janda und nicht zu vergessen Adam Malysz („Adam, laß dich klonen“ Aufschrift auf einer polnischen Flagge).

Funaki qualifiziert sich ganz knapp nicht für den zweiten Durchgang, die anderen Genannten schaffen es erwartungsgemäß.

In der Pause wird die Siegerehrung der Damen vorgenommen, was mich zu einem Vortrag über Feminismus, Sportübertragungen und deren Zusammenhang mit SponsorInnen, TeilnehmerInnen sowie Erfolgen inspiriert. Außerdem fällt ein „Pferd“, bestehend aus 2 (betrunkenen?) NorwegerInnen mehrmals effektvoll hin, was uns äußerst amüsiert. Die polnischen Erasmusstudentinnen ergattern ein Autogramm von Adam, der wenig überraschend führt.

Im zweiten Durchgang verschwindet die Anzeigentafel endgültig im Nebel, die Anwesenheit von Springern wird uns eigentlich nur mehr durch die Lautsprecherdurchsagen, die netter weise in Norwegisch, Englisch und Deutsch getätigt werden, bewußt, gelegentlich sehen wir einen Schatten völlig unerwartet aus dem Nebel auftauchen, der dann auf Skiern unten in der Senke vorbeifährt.

Nachdem Sigurd Pettersen („Du hast Putzdienst!“ O- Ton Dejo, österreichischer Erasmusstudent), Hideharu Miyahari und auch Sven Hannawald („Rudi, Rudiii!“ O- Ton Johannes, deutscher Erasmusstudent, der auch Rudi quer auf die Stirn geschrieben hat) uvm. gesprungen sind und nur mehr 4 Springer „oben“ warten, wird der Jury plötzlich bewußt, daß eigentlich zuviel Nebel in der Luft liegt, um zu springen. Nach ein paar Minuten zuwarten, wird der Bewerb gecancelt. Sven Hannawald, der vom 14 auf den ersten Platz gesprungen ist, hat Pech, es gelten die Ergebnisse des ersten Durchganges, damit gewinnt Adam Malysz mit nur einem einzigen Sprung (er war „prequalified“ durch seinen Platz in der Rangliste).

Unmengen BesucherInnen verlassen das Stadium ohne die Siegerehrung abzuwarten und stellen sich an, um auf den Bahnsteig zu gelangen, wo sie dann wohl weiter auf die T Banen warten. Die T Banen fährt in weiser Voraussicht ungefähr alle 3 (statt der normalen 15) Minuten.

Tutu und ich gehen einfach zwei Stationen zu Fuß und steigen dann dort gleich ein.

Dann gehe ich heim, drehe Christoph&Lollos Skispringerlieder auf und schreibe diese Beitrag, nachdem ich daheim angerufen habe und etwas (österreichisches) Exekutionsrecht gelernt habe.

 

Am Abend will ich eigentlich ins Heimkino gehen, aber aufgrund von technischen Problemen („Die Soundanlage ist weg“) wird der Film gecancelt. Stattdessen schaue ich mir mit Tutu und Wolfgang Big Brother Norge an. Ich muß vorausschicken, daß ich noch nie Big Brother gesehen habe, weder in den Niederlanden, Deutschland, Polen, Frankreich und wo auch immer, nur bei der ersten Staffel TXO habe ich gelegentlich zugeschaut (und vereinzelt bei der zweiten. Und öfters bei der getarnten Dritten, die unter dem Titel Star Mania gelaufen ist).

Obwohl die Sendung in dem norwegischen Privatsender wie erwartet auf norwegisch ist, ist es für uns nicht schwer zu folgen. Für  mich eher überraschen war, daß die KandidatInnen (es war die erste Sendung, bei deren Hälfte oder so wir in einer Werbepause aufgedreht haben) sich gleich zu Beginn ordentlich angetrunken haben und permanent geraucht haben. Wir bekommen nicht so viel mit, da wir zwischendurch ein Interview mit Tony Blair auf MTV (?) mitverfolgen. Jedenfalls ist Big Brother in Norwegen genauso tief wie sonstwo auf der Welt, und es tut der Sendung keinen Abbruch, daß wir kaum Norwegisch können.

Fernseher gibt es übrigens keinen öffentlichen, Wolfgangs Nachbarin war weg und hat ihm gestattet, in ihrem Zimmer ihre Glotze zu benutzen.

110303

Nachtrag zum Holmenkollensunday:
Wir haben es ins Fernsehen geschafft. Beim Skispringen saßen ein paar Reihen vor uns Leute, die sich Skischanzen gebastelt und sie auf ihren Mützen befestigt haben, dank denen hatten auch wir einen Kurzauftritt im norwegischen TV.
Die aktuelle Bigbrotherstaffel in Norwegen ist die mittlerweile dritte, Wolfgangs Nachbarin, die zwischenzeitig auch noch ausgezogen ist, erzählte, daß sie noch schlimmer ist als zuvor und erzählt auch ein paar Ausschnitte aus dem, was wir nicht verstanden haben; ich möchte das nicht wiedergeben.

 

14/150303

Wir fahren zum sogenannten Sleep in the Snow.

 

Das ist eine, von der Abteilung für ausländische Studierende organisierte Übernachtung in einer Hütte. Die Hütte ist eine 10km „nach“ Oslo in der „Wildnis“ gelegene Übernachtungsmöglichkeit für ungefähr 40 – 50 Personen und gehört der SiO. Es fahren über 70 Personen dorthin.

Ich und ungefähr 12 andere fahren per Langlaufski.

Auf der Anmeldeliste stand „for trained/skilled crosscountry skiers“. Nicht, daß dies auf mich zutreffen würde, aber ich denke mit meinem stromlinienförmigen Langlaufanzug (der immer wieder zu unbegründeten Heiterkeitsausbrüchen verschiedenster Personen führt) kann ich mich gut tarnen.

Die Strecke ist dann auch wirklich sehr schwer, sehr steil, sowohl bergauf und bergab, führt über enge, verwinkelte Waldwege und dergleichen. Einzelne verletzen sich bei Stürzen, ich nicht.

Am Anfang habe ich auch das Feld angeführt (obwohl ich schon mal schneller unterwegs war). (Wenn ich schon mal was mache, darf ich auch damit angeben, oder?)

Ab der Hälfte schließe ich mich der Führungsgruppe an, da der Weg oft abzweigt und zwischen gar nicht und verwirrend beschildert ist.

Sonst ist auf den über 12km, die wir zurücklegen, wenig passiert. Außer daß mich ein Hund plus dazugehörigen Mensch zugleich überholt haben. Das ist ja noch nicht so außergewöhnlich. Nur haben mich der Hund rechts und der Mensch links überholt. Auch das ist vielleicht schon mal vorgekommen, aber diesmal war der Hund an der Leine und ich konnte mich mit dem Rucksack nicht tief genug bücken.

Damit habe ich auch gleich erwähnt, daß wir Proviant, Wäsche zum Wechseln udlg am Rücken mitführten.

Dort angekommen erkunden wir die Gegend.

Zurückgekommen ziehen wir uns Plastiksäcke an und rutschen stundenlang einen Abhang hinunter.

Ernsthaft. Um die Plastiksäcke anzuziehen müssen wir uns unten Löcher hineinschneiden, die Laschen dienen als Hosenträger und so rutschen wir, teilweise ziemlich schnell den Abhang hinunter und klettern wieder hoch, um es zu wiederholen.

Aufgrund der physikalischen Beschaffenheit von Schnee und Abhang ist die Strecke nach kurzer Zeit mehr eine Treppe als eine Piste und die Fahrt schon nur mehr autoaggressiv. Das hält viele, mich nicht ausgeschlossen, keineswegs davon ab, in 2er, 3er 4er- Gruppen, Kopf voran oder rückwärts hinabzurutschen. Am Ende gibt es auch hier Verletzte, ich bin rechtzeitig ausgestiegen, trotzdem sind meine Socken, Schuhe und Hose bis heute nicht getrocknet.

Der Rest ist wie bei einem derartigen Studierendenevent zu erwarten: Pasta, Alkohol, Musik, Tanzen, 2 Stunden schlafen, Gossip, Diskussionen, gemeinsames kurzes Putzen in der Frühe.

Morgens spaziert das hauszugehörige Hängebauchschwein quer durch die abfahrtsbereiten Studierenden und wird, trotz der beeindruckenden Nadelwaldlandschaft zum beliebtesten Photomotiv.

Noch weniger Studierende fahren auch auf Skiern wieder zurück. Im Gegensatz zum Hinweg habe ich überhaupt keinen Grip, sondern rutsche nur. Aus diesem Grund sehe ich mich genötigt, mir autodidaktisch den Skate- Stil beizubringen. Der ist auch gar nicht so schwer, und ich lerne sehr schnell von mir, aber unguterweise ist er wesentlich anstrengender als der klassische. Trotz allem bin ich noch vor den anderen, die eine Kombination aus unieigenem Bus und öffentlichem gewählt haben, wieder im Heim.

Da das ganze schon zu früher Stunde stattfindet und ich schon um ~1315 unter der ausreichend beschriebenen Dusche stehe, gehe ich noch am Nachmittag mit Johannes auf Schnäppchenjagd. In dem Supermarkt unseres Vertrauens sind, zur Verkostung, Orangenscheiben ausgestellt. Wir wetten, wer es schafft, mehr zu essen, bevor sie uns hinauswerfen.

160303

Tutu hat so einen Spaß auf der Hütte, daß er gleich noch mal auf eine fährt. Bis Dienstag ist er weg und ich darf in seinem Zimmer im Internetz forschen.

Was er auf der Hütte gemacht hat oder so weiß ich eigentlich nicht.

170303

Unter Tag ist es jetzt schon richtig warm, Leute sitzen zum Essen draußen, ich trage keine Jacke mehr, wenn ich rausgehe, die Sonne scheint, der Schnee schmilzt.

Das ist aber eine gefinkelte Falle des norwegischen Klimas. Kaum ist sie Sonne weg, sinkt die Temperatur gleich wieder unter 0° C, die Straßen werden eisig und beim Fußballspielen sollten Handschuhe und Stirnbänder getragen werden.

Fliegen gibt es auch schon, es ist das erste Mal, daß ich hier Insekten sehe.

 

180303

Des Morgens stehe ich auf, um meinen Computer aus Tutus Zimmer zu holen, der die Nacht ohne mich weitergearbeitet hat. Am Hinweg will ich noch einkaufen gehen, da ich Brot und Milch benötige. Vergrämt stelle ich fest, daß der Spar- Supermarkt im Gegensatz zu jedem anderen erst um 9 öffnet. Noch nicht vollends entmutigt erweitere ich meinen Fußmarsch um ein bedeutsames Stück um zum nächsten Einkaufstempel zu gelange, der auch noch billiger sein soll. Allerdings sperrt der ebenfalls erst um 9 auf. Zum Frühstück gibt es also nichts.

Nach dem Kurs beschließen wir, rodeln zu gehen. Es gibt nämlich, in

 ~370m Seehöhe bei Oslo eine Rodelbahn. Es ist möglich, Rodeln für 70 NOK (~10 Euren) tageweise zu mieten und sich damit die Bahn hinabzuschmeißen. Hinauf wird mit der T- Banen gefahren, die wie schon erwähnt im Viertelstundentakt fährt.

Da Elodie, glaubt, bis 4 Kurs zu haben und deswegen erst um viertel 6 zu uns stoßen kann, fahre ich mit Johannes schon um 1600 los, denn wir glauben, die Bahn ist nur bis 2000 geöffnet und wir brauchen auch fast eine Stunde dorthin.

Falsch gedacht. Als wir das erste Mal umsteigen wollen, müssen wir erfahren, daß die Bahn, die wir nehmen sollten, ausgefallen ist. Durch die Lautsprecheransage erfahren wir diese Information allerdings nicht, denn diese ist akustisch so unverständlich, daß selbst der norwegisch- kundige Johannes sich keinen Reim drauf machen kann.

Jetzt zeigt sich, was die norwegische Bahngesellschaft mit den Unmengen Geld, die die Tickets kosten macht. (Jedenfalls keine Waggons kaufen, denn die sind von 1966. Ein paar neue gibt es auch, die sind 1994 gebaut.)

Binnen einer halben (!) Stunde ist ein Verstärkerbus da, der von außen als solcher gar nicht zu erkennen ist. Trotzdem stürmen sofort alle hinein und obwohl wir zuerst dort waren, schubsen uns die Massen einfach zur Seite. Doch die BetreiberInnen der Bahn lassen sich nicht lumpen, nach einer weiteren Viertelstunde schicken sie 2 Großraumtaxis, in die wir uns erfolgreich hineindringen. Für den Fahrtpreis von ~ 400 NOK führt uns dieses ungefähr die halbe Strecke den Berg hinan, den wir sonst mit der T- Banen ganz nach oben gefahren wären, die zahlt dafür auch das Taxi. Dort in der Mitte, bei einer Station warten wir dann noch mal 25- 35 Minuten. Zum Beweis der logistischen Fähigkeiten der Bahngesellschaft kommt die Bahn, die wir nehmen aber gar nicht von oben, sondern von der Station, von welcher wir mit dem Taxi weggekarrt wurden. Und in dieser Bahn sitzen auch Elodie, Al und Lena. Riesengelächter.

Noch später als geplant kommen wir also am Berg an und stellen erleichtert fest, daß wir doch bis 2100 rodeln können. Der Blick auf die Stadt, hinter der gerade die Sonne untergeht, ist jedesmal imponierend. Obwohl uns der Rodelverleiher versichert, die Rodeln sind alle nur Einsitzer nehmen wir zu 5t nur 3 Rodeln.

 Well then, let’s hit the track.

Die Rodelstrecke ist einfach eine Schneise in den Wald am Abhang hineingehauen, ich kann mir vorstellen, daß im Sommer hier Autos oder wenigstens RadfahrerInnen oder SpaziergängerInnen sich fortbewegen. Entsprechend der Bauweise sind auch die Sicherheitseinrichtungen: Nur selten sind 30 cm (bedenke, daß der Schnee schon zum Großteil weggeschmolzen ist) hohe Wände als Sicherheit da, sonst wird eine der vielen und teilweise sehr scharfen Kurve nur durch das Vorhandensein von Bäumen am Geradeausweg angezeigt. Helme hätten wir auch leihen können, dies haben wir aber nicht gewußt.

Wir fahren ein paar Mal hinunter und mit der Bahn hinauf, die jetzt beinahe schon wieder regelmäßig fährt. Wenig überraschend sind wir total durchnäßt und haben blaue Flecken in der Gesäßregion. Größere Unfälle gab es soweit auch keine. Johannes und ich haben einmal die Bahn seitlich verlassen und einen kleinen Baum gerammt, aber dem ist nichts passiert. Ich kollidiere mit der „Sicherheitswand“, aber auch diese wird nicht sichtbar beschädigt udgl mehr. Wir fahren also ein paar Mal hinauf und hinunter. Gerade als die Rodelstrecke anfängt, wieder zu vereisen, beschließen Elodie und Al, daß sie genug haben und fahren heim. Jetzt bleiben nur wir 3 über. Kaum sind die anderen weg, wird Lena dauernd von 11- 13 jährigen Norwegern angebaggert. Wir finden das witzig, Lena nicht ganz so. Trotz der eher plumpen Annäherungsversuchen der norwegischen Nachwuchsaufreißer können wir noch 2mal die Strecke hinabrasen. Alle mit eigener Rodel und durch das Eis wird alles auch noch schneller.

Trotzdem bleiben die Rodeln heil (und wir auch halbwegs) und wir können sie zurückgeben, erschöpft, naß und durchgefroren heimfahren und beschließen, bevor noch der ganze Schnee weg ist, noch einmal zu fahren.

 

190303

In der Norwegischstunde lernen wir, daß es auch in Norwegen früher einundzwanzig geheißen hat und daß sie per Gesetz auf zwanzigundeins umgestiegen sind. Ist ja auch viel sinnvoller, leichter zu mitschreiben, logischer usw.

Ich beschließe, ab heute auch zwanzigeins, zwanzigzwei, fünftausendsiebenhundertfünfzigneun udgl zu zählen.

Deutsch ist schließlich eine lebende Sprache.

 

200303

Während in einem der Studierendenhäuser noch vorige Woche die „Mutter aller Parties“ gefeiert wurde, sind heute schon, kaum 111h später, die „Mütter aller Bomben“ bereit, auf das Land, in dem schon mal die „Mutter aller Kriege“ geführt wurde, zu fallen.

Apropos Ironie, ich habe mich in der Zwischenzeit peerpressuren lassen, doch noch mal auf eine Hütte (diesmal um 150 NOK inkl. 3 Mahlzeiten) nächste Woche zu fahren. Scheint so, als habe ich die Idee der Bonusrunde selbst (obwohl Miturheber) nicht ganz verstanden.

Btw Mobbing, am Samstag fahren wir wohl mal wieder nach Schweden. Diesmal habe ich die Organisation vorsorglich jemand anders aufgetragen. Wie es scheint höre ich nicht nur auf mich nicht, sondern auch nicht auf Sartre: Keinen Fehler 2 Mal machen, die Auswahl ist schließlich groß genug.

 

220303

 Wir waren mal wieder nach Schweden (s.o.).

Dort besuchen wir eine kleine Hafenstadt namens Strömstadt und sitzen einige Zeit am Hafen. Sehr nett. Wir kaufen billig ein und verfahren uns am Rückweg in Oslo hoffnungslos.

 

230303 

Tutu und ich wollen ins Kontiki- Museum gehen. Wie schon erwähnt, liegt dieses zusammen mit einem halben Dutzend anderer Museen auf einer Halbinsel bei Oslo.

Da das Wetter bestechend schön ist, gehen wir auf der Insel spazieren, sitzen am Strand, von dem aus wir gut auf Oslo und den Hafen sehen können und genießen den Sonnenschein.

Als wir dann zum Museum gehen, hat es bereits zu, da es schon nach 1600 ist.

 

240303

Irgendwann im Laufe der letzten Woche habe ich durch Zufall und orf.at eruiert, daß nächste Woche Landtagswahl in NÖ ist. Auch ich  bin wahlberechtigt. (Tja, jetzt denkt ihr vielleicht, „Aber ich weiß doch ganz genau, daß Dejo in Wien hauptwohnsitzgemeldet ist laut Volkszählung.“ Richtig, aber in NÖ darf ich trotzdem wählen, da reicht ein Wohnsitz).

Also besuchen Wolfgang und ich mal wieder die österreichische Botschaft. Wir plaudern wieder nett und erfahren von einem Handzettel, laut dem wir einfach unser Gemeindeamt anrufen sollen, die schicken uns eine Wahlkarte und 2 wahlberechtigte ÖsterreicherInnen mit ihren Pässen bestätigen, daß wir am/vor dem 30. März 03 unseren Zettel in ein Kuvert gesteckt haben. Letzteres müßte dann auch noch bis 070403 bei der Wahlbehörde via Postweg eintrudeln. Wir schreiben nach am selben Tag Emails in unsere (Zweit-)Heimatgemeinden.

Um 1100 treffen wir uns mit den ELSA- Leuten und gehen in den norwegischen Supreme Court. Das Gebäude erinnert mich von außen etwas an die Roßauer Kaserne, innen ist es sehr schön, hohe Räume, prunkvoll (berücksichtigend die norwegische Tendenz zum Understatement), eine nette Angestellte erklärt uns, was im Gebäude so vorgeht, was die RichterInnen so machen udgl indem sie die Broschüre, die sie entweder auswendig gelernt hat oder selbst geschrieben, ohne nachzulesen aufsagt.

Doch dann kommt der Höhepunkt des Tages, wenn nicht der Woche:

Sie erzählt uns, daß bei der Renovierung des 100 Jahre alten Gebäudes vor kurzem ein 100 Jahre altes Ziegenkäsebrot in einer 100 Jahre alten Zeitung gefunden wurde.

Alle denken: Was kann schon in einer 100 Jahre alten Zeitung historisch so Aufregendes drinnenstehen? Wir liegen falsch: Das 100 Jahre alte Brot ist die Sensation. Obwohl vertrocknet, grausig und tendenziell auch schimmlig, wird es im Versammlungsraum der Richter in einer Glasvitrine ausgestellt und wir dürfen es auch betrachten. Dafür mußte allerdings das Licht verdunkelt werden, das Brot ist normalerweise unter einer Decke, da es bei Licht wohl schneller schimmelt oder sonstwas.
 

270303

Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich mir schon überlegt habe, wie ich mich bei der Tullner Wahlbehörde beschwere, daß sie mir nicht einmal auf meine Wahlzettel- Anfrage geantwortet habe. Ich wollte mich auf namhafte VerfassungsjuristInnen berufen und etwas von „Demokratiepolitisch äußerst bedenklich“ schreiben.

Doch meine Aufregung ward unbegründet, denn heute habe ich meinen Wahlzettel erhalten. Sogar mit DHL. Bis 30. darf ich wählen, und muß hoffen daß der Zettel noch rechtzeitig in Tulln eintrudelt. Wird er aber wohl, da wir ihn heute schon bekommen haben. Übrigens habe ich keine Ahnung, wo der Unterschied zwischen Grüne und GRÜNÖ ist. Ich werde der Wahlbehörde in Fanmail schreiben.

Wolfgang Mozart Blue Leader hat heute auch seinen Wahlzettel bekommen. Weiters habe ich heute auch noch ein Paket bekommen und konnte daran auch feststellen, daß der Zoll wirklich die Pakete öffnet.

Vermutlich nur stichprobenartig, oder wie ihnen auch unterstellt wird „die Pakete, die leicht aufgehen“.

 

29/300303

Wir fahren wieder auf eine Hütte (s.o.). Da die Hütte gebirgiger liegt und die Schneeverhältnisse wesentlich schlechter sind, entfällt die Möglichkeit, mit Langlaufskiern zu fahen. Statt dessen fahren wir mit der T- Banen in einen Vorort von Oslo und von dort mit dem Bus weiter. (Der Vorort ist natürlich in einer anderen Tarifzone und wir müssen extra zahlen. Sonst macht das keine Probleme, also die vorgeschobenen Gründe warum die wiener U- Bahn nicht bis NÖ geht sollten auf die wahren berichtigt werden.)

Nach ungefähr einstündigem Fußmarsch erreichen wir die Hütte, die sehr kompakt mehr oder minder abgelegen einsam und alleine inmitten des unermeßlichen norwegischen Nadelwaldes liegt. Den Weg dorthin hat uns ELSA auch schön beschildert („Just around the corner“ – „Wild animals ahead, it is not too late to go home”) und auch dort angekommen sorgen sie für Programm, auf daß uns nicht langweilig wird: Wir werden in Teams eingeteilt und müssen diverse Wettkämpfe austragen von um die Wette trinken bis zu (grausige) Schokobärchen auf Zeit essen. Die Bewertungsregeln allerdings bleiben uns unerkannt.

Sonst ist der Abend wie üblich (s.o.), mit einer bemerkenswerten Ausnahme:

Zum sternenklaren Nachthimmel, gesellt sich eine äußerst beeindruckende Lichterscheinung, die Tutu und ich zunächst für Nordlichter halten. Zwar gibt es einzelne Stimmen, selbst der NorwegerInnen, daß es keine seien, aber es sieht zumindest sehr ähnlich  aus, ist am Himmel, ich habe so was noch nie (in natura) gesehen und auch sonst kann niemand mit einer guten Erklärung aufwarten, was es sonst sei.

Ich bin jedenfalls sehr zufrieden, Beinahe- Nordlichter gesehen zu haben.

Eine weitere Erkenntnis bringt die Nacht außer Haus auch, Mette-Marit ist deswegen angeblich immer in London, weil sie in Norwegen selbst (aus unerfindlichen Gründen) nicht sehr beliebt sein soll. Ich werde weitere Nachforschungen anstreben.

Am nächsten Morgen geht es bei schönen Wetter unausgeschlafen den selben Weg zurück, die Vögel zwitschern schon fleißig.

 

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